Dass sie vor der Küste von Neuguinea, im östlichsten Teil Indonesiens, auf höchst seltsame Meeresgeschöpfe stoßen würden, hatten der Fotograf Tim Laman und GEO-Redakteur Lars Abromeit erwartet: Schließlich wollten sie dort mit einem internationalen Forscherteam das wahrscheinlich artenreichste Korallenriff-Gebiet der Erde erkunden - den "Raja Ampat Archipel". Nur: Eigentlich hatten die Reporter sich auf Fische von überschaubarer Größe, auf Krebse und Seesterne, Anemonen und Nacktschnecken eingestellt. Und nicht auf ein Rendezvous mit einem Koloss von mehr als zehn Meter Länge...
Denn auf der Fahrt zum Archipel sahen Laman und Abromeit von ihrem kleinen Motorboot aus plötzlich den aus der See aufschießenden Blas eines Pottwals. Bis zu 50 Tonnen schwer und 18 Meter lang kann solch ein Meeresgigant werden und bis zu 2000 Meter tief tauchen, um Riesenkalmare zu jagen. Dieses Tier näherte sich neugierig dem Boot des GEO-Teams bis auf wenige Meter. Daraufhin beschlossen die Reporter, den Wal im Wasser zu beobachten und sprangen mit Schnorchel, Tauchmaske und Kamera über Bord. Der Riese selbst ließ sich davon nicht stören: In nur knapp zwei Meter Entfernung zog er vorbei, verschwand im Blau - und hinterließ zwei schwer beeindruckte Reporter.
Dass ihr Erlebnis auch deutlich dramatischer hätte enden können, wurde Laman und Abromeit erst später bewusst - als ein Meeresbiologe ihnen erklärte, dass Pottwale bisweilen Taucher in ihrer Nähe unabsichtlich mit in die Tiefe gerissen haben.