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Biologie: Schnecke mit Solarantrieb

Elysia chlorotica ist ein Tier, das ein Pflanzen-Gen für die Photosynthese besitzt

Nur ein Schnorrer sei sie. Das war das Bild, das sich Forscher von der Meeresschnecke Elysia chlorotica gemacht hatten. Denn dieses Wesen lebt durch die Arbeitsleistung von Pflanzen. Genauer: von mikroskopisch kleinen pflanzlichen Zellorganellen, die es in seiner Jugend aus Algennahrung zu sich genommen hat und die im transparenten Darm der Schnecke weiterleben.

Dort tun die "Plastiden", was sie auch in Pflanzen tun: Mithilfe von Sonnenlicht wandeln sie Kohlendioxid und Wasser in energiereiche Zuckerverbindungen um. Allein von dieser Energie aus "Photosynthese" kann die Schnecke etwa zehn Monate ihres Lebens auskommen.

Doch nach neuen Forschungen ist E. chlorotica mehr als ein bloßer Plastiden-Dieb. Laut Mary Rumpho von der University of Maine in den USA trägt das Weichtier inzwischen mindestens ein Gen, das eine Schlüsselrolle bei der Photosynthese spielt, in seinem eigenen Erbgut. Es ist identisch mit dem entsprechenden Gen in den Zellkernen der Fadenalgen, ohne das die Organellen nicht funktionieren, und wird von einer Schneckengeneration an die nachfolgende weitergegeben.

Wie das Algenerbgut den Weg in das Schneckengenom fand, ist noch unklar: "Wir wissen nicht, wie so etwas möglich ist", sagt Mary Rumpho. Vermutlich wurde das Algen-Gen im Laufe der Stammesgeschichte bei der Verdauung zusammen mit den Plastiden aufgenommen und gelangte so in den Zellkern und ins Erbgut der Schnecken. Denkbar ist auch die Genübertragung durch ein Virus.

GEO Nr. 02/09 - Enkel und Großeltern

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