Der Film "The Cove" von 2009 ist eine schockierende Dokumentation des alljährlichen Delfin-Schlachtens in Japan. Die Filmemacher, darunter Richard O'Barry, der Trainer der Delfine aus der US-Serie "Flipper", wollen damit den internationalen Druck auf die Regierung in Japan erhöhen. Die duldet die Treibjagden trotz weltweiter Proteste. Allein vor Taiji werden jedes Jahr bis zu 2500 Delfine geschlachtet. Ihr Fleisch landet auf den heimischen Märkten oder wird zu Hundefutter verarbeitet.

Behörden schieben gesundheitliche Bedenken vor
Die Behörden von Taiji haben nun bei einigen Bewohnern Haarproben genommen, um die Quecksilber-Belastung zu ermitteln. Vordergründig reagieren sie damit auf einen Bericht der Umweltorganisationen Pro Wildlife und OceanCare. Die hatten im Juni dieses Jahres Zahlen zur Giftbelastung von Wal- und Delfinfleisch veröffentlicht. Dem Bericht zufolge übersteigt die Quecksilberkonzentration den zulässigen Wert um das 5000-fache.
"Die Behörden wollen offenbar darauf hinarbeiten, dass ihnen der Gesundheitsaspekt einen Grund liefert, die Delphinjagd zu beenden", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der Whale & Dolphin Conservation Society (WDCS) und OceanCare, die offizielle Partner des Films sind. Zu diesem Sinneswandel haben offenbar auch die Proteste beigetragen, die der Film mit dem schlichten Titel in den USA und Australien ausgelöst hat. Schon im August kündigte die australische Gemeinde Broome seine Städtepartnerschaft mit Taiji auf.
Erstmals wurden Delfine wieder freigelassen
"Seit Beginn der Jagdsaison Anfang September wurden zwar erneut lebende Delfine für Vergnügungsparks eingefangen, die nicht ausgewählten Tiere jedoch erstmals wieder freigelassen", sagt Sandra Altherr von Pro Wildlife. So auch am 9. September, als die Fischer von Taiji 100 Große Tümmler gefangen hatten. Die kräftigsten Exemplare wurden wie gewöhnlich lebend verkauft. Doch die restlichen 70 Tiere ließen die Fischer frei. Das lässt die Tierschützer hoffen.
Die Verbände wollen jedoch den Druck auf Japan aufrechterhalten: "Kleinwale sterben weiterhin in Taiji - und auch für Delfine ist die Gefahr erst vorbei, wenn die Regierung die Fangquoten offiziell zurücknimmt", sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare.
Die Massaker lassen sich nicht mehr geheimhalten
Der Stadt Taiji sind die Aktivitäten ausländischer Medien schon lange ein Dorn im Auge. Während der Jagdsaison gleicht die Bucht daher einem Hochsicherheitstrakt. So musste Filmemacher Louie Psihoyos mit einem Spezialteam arbeiten: Special-Effect-Experten tarnten hochauflösende Kameras als Vogelnester und Felsen; ein ferngesteuerter Hubschrauber lieferte Luftaufnahmen, die achtfache Weltmeisterin im Freitauchen war für Unterwasseraufnahmen zuständig. Der Film wurde mehrfach ausgezeichnet.