Auf dem Gebiet Chinas könnten die ersten Wölfe domestiziert worden sein. Dies glaubt der Schwede Peter Savolainen mit einer Analyse des Erbmaterials heutiger Haushunde belegen zu können. In dem asiatischen Land, so behauptet der Wissenschaftler vom Royal Institute of Technology in Stockholm, sei die genetische Vielfalt der Tiere höher als anderswo auf der Welt. Das deutet auf eine besonders lange Geschichte der chinesischen Hunde hin: Denn mit der Zeit nimmt die Zahl genetischer Mutationen zu.
Eine weitere Erkenntnis: Die Hunde von heute gehen genetisch nicht auf einen einzelnen gezähmten Wolf zurück. Vielmehr müssen von Anbeginn mehrere Wolfhunde gezüchtet worden sein. Die große Zahl ist zugleich ein Hinweis, dass Hunde wirklich "menschengemacht" sind - und sich nicht natürlich aus einem Wolf entwickelt haben. Auch über den Grund der Domestizierung mutmaßt der Forscher: Demnach dürften die ersten Hauswölfe weder als Wachhund noch als Schmusetier, sondern als Fleischration gedient haben. Eine innige Beziehung zwischen Mensch und Hund wie heute in den westlichen Ländern gibt es in vielen Weltgegenden nicht. Die chinesischen Vierbeiner landen noch heute bisweilen im Kochtopf.
Savolainens Ergebnisse werden die Diskussion darüber, wann und wo der Hund entstanden ist, allerdings nicht beenden. Sein Gen-Befund reicht 16.000 Jahre zurück. Die Zooarchäologin Mietje Germonpré indes hat einen Hundeschädel aus den Höhlen von Goyet in Belgien datiert - auf ein Alter von 31.700 Jahren.