Schon ein leichter Hauch genügt, und die Bromelienspinne weiß, was in der Finsternis vor sich geht. Schwirrt etwa eine Fliege an dem auf Blättern lauernden Achtbeiner vorbei, erfassen dessen Extremitäten jeden Flügelschlag des Opfers. Denn das Insekt verursacht ganz leichte Luftwirbel, die wiederum feinste Härchen an den Beinen der Spinne in Bewegung versetzen.
Die außergewöhnlichen Sinneshaare bedecken zu Hunderten die Glieder des Räubers, und ihre Auslenkung löst Nervenimpulse aus, die eine erstaunlich komplexe Kalkulation ermöglichen: Die Spinne berechnet, wohin sie in der Dunkelheit springen muss, um ihr Opfer mitten in der Luft zu erwischen.
Sollte ein Beutetier über die Pflanze herannahen, auf der die Spinne sitzt, kommt ein zweites Sensorsystem zum Einsatz: mehr als 3000 hauchdünne Schlitze, mit denen die Spinne Vibrationen wahrnimmt. Schon wenn diese "Spaltsensillen" durch Schwingungen um Millionstelmillimeter verformt werden, löst das eine Kaskade von Nervensignalen aus.
Die Sinnesorgane der Bromelienspinne sind derart raffiniert, dass sie inzwischen auch Ingenieure inspirieren: So fördert das US-Militär derzeit ein Projekt, das nach dem Vorbild des Gliederfüßers Strömungs- und Dehnungssensoren konstruiert. Diese Sensoren sollen unbemannten Luftfahrzeugen eine punktgenaue Navigation ermöglichen.