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Biologie: Kalmar Airlines

Kein Seemannsgarn: Tintenfische können sich aus eigener Kraft in die Luft erheben und fliegen

Das Gerücht hält sich seit 1892. Immer wieder behaupten Augenzeugen seither, sie hätten fliegende Kalmare beobachtet, zuweilen in Gruppen Hunderter Tiere. Aufnahmen durch den Fotografen Anthony Pierce und den Forschungsreisenden Bob Hulse im Herbst 2009 lassen nun keinen Zweifel mehr - und die Fakten übertreffen noch die Fantasie. Zum Beispiel ist auf einer Bildfolge von Hulse zu sehen, wie rund zwei Dutzend Hochsee-Kalmare ein Vielfaches ihrer Körperlänge im Flug zurücklegen. Dabei nutzen sie die Seitenflossen am spitzen Ende ihres torpedoförmigen Körpers sowie feine Häute zwischen den gespreizten Fangarmen als Tragflächen. Zudem erzeugen die Tiere offenbar Vortrieb durch einen mit hoher Geschwindigkeit ausgestoßenen Wasserstrahl.

Vor allem dieser Düsenantrieb mache die Aufnahmen spektakulär, so Tintenfischforscher Richard Young von der Universität Hawaii. Während Fische mit ihren Flossen das umgebende Wasser zur Fortbewegung brauchen, wirkt das Rückstoßprinzip der Kalmare sowohl im Meer als auch in der Luft. Im Flug, wenn der Wasserwiderstand fehlt, arbeitet der Antrieb sogar effektiver. Ron O’Dor, Spezialist für Tintenfischfortbewegung an der kanadischen Dalhousie University in Halifax, will jetzt herausfinden, ob die Tiere möglicherweise nicht nur auf der Flucht in die Luft gehen. Es könnte sein, so O’Dor, dass manche Hochsee-Kalmare einfach deshalb fliegen, weil sie so energiesparender vorwärts kommen.

GEO Nr. 04/10 - So operiert die Holzmafia

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