
Evolution unter dem Brennglas: Im Nordosten Nordamerikas beobachten Biologen zurzeit die Entstehung einer neuen Art, des Coywolfs. Das Tier ist eine Mischung aus Coyote, Wolf und Hund - und breitet sich im Nordosten des Kontinents rasant aus. Experten gehen von rund einer Million Tieren aus.
Entstanden ist der Coywolf wohl schon vor ein- oder zweihundert Jahren, im Süden der kanadischen Provinz Ontario, wie der Economist berichtet. Durch die Abholzung der Wälder schwand der Lebensraum der Wölfe, und Coyoten aus der Prärie entdeckten die baumfreien Landstriche für sich. Ebenso wie domestizierte Hunde, die mit den Siedlern kamen.
Der Biologe Javier Monzón untersuchte das Genom von 437 Coywölfen - und fand im Schnitt überwiegend Coyoten-DNA, aber auch rund ein Viertel Wolf und ein Zehntel Hund.
Ein Hybrid als Überlebenskünstler
Die Nachkommen der Hybriden erwiesen sich als extrem überlebens- und anpassungsfähig. Coywölfe können mehr als doppelt so schwer werden wie ihre reinrassigen Vorfahren, können sowohl im offenen Gelände als auch im Wald größere Beute reißen und verschmähen auch Gemüse aus Vorgärten und Essensreste im Müll nicht. Und sie sind nicht so scheu wie Wölfe. Ihre Vielseitigkeit macht sie zu perfekt angepassten Stadtbewohnern. Forscher haben beobachtet, dass die Tiere sogar nach rechts und nach links schauen, bevor sie eine viel befahrene Straße überqueren. In New York sollen zurzeit 20 Tiere leben, Tendenz steigend.
Ob es sich allerdings beim Coywolf um eine eigene Art handelt, ist unter Biologen noch umstritten - ebenso wie der Artbegriff selbst. Denn wenn Coyote und Wolf nach herkömmlicher Auffassung unterschiedliche Arten wären, hätten sie keine fruchtbaren Nachkommen miteinander zeugen können.
Bericht in der Wochenzeitschrift Economist: Greater than the sum of its parts