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Brutzeit Stadtlicht macht reif

Es gibt ihn doch, den Unterschied zwischen Stadt- und Landbevölkerung: Amseln in der City brüten früher im Jahr als gefiederte "Landeier" - das liegt an der Beleuchtung

Vögel sind nicht ganzjährig paarungsbereit: Im Winter bilden sich ihre Keimdrüsen zurück und wachsen erst wieder, wenn die Tage länger werden. Normalerweise. Denn das Kunstlicht der Städte lädt offenbar ein zu schnellerem Sex in der City. Herausgefunden hat dies ein Team um Jesko Partecke vom Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell. Die Forscher hatten hierzu zunächst frei lebende Amselmännchen aus dem städtischen München und dem ländlichen Oberbayern mit Mikrosensoren ausgestattet, um die genaue Beleuchtungsstärke zu bestimmen, der die Freibrüter in ihren jeweiligen Revieren ausgesetzt sind. Mit durchschnittlich 0,00006 Lux hatten es die Vögel im Wald nachts tatsächlich stockfinster; der Stadtwert lag bei 0,2 Lux - einem "Dreißigstel der Leuchtkraft einer Straßenlaterne", so Partecke. Anschließende Versuche bewiesen, dass selbst dieses leichte Zusatzlicht ausreicht, um den Biorhythmus der Tiere zu beeinflussen.

Über mehrere Monate setzten die Ornithologen je 20 männliche Stadt- und Landamseln im Labor unterschiedlichen Lichtverhältnissen aus. Die Hoden der "Erleuchteten" reiften schneller, der Testosteronwert im Blut stieg früher an, und die Tiere sangen bereits weit vor den "Landvögeln". Außerdem waren sie gut drei Wochen früher bereit zur Paarung, manche schon Ende Januar.

Brutzeit: Das Kunstlicht der Städte führt offenbar zu schnellerem Sex in der City
Das Kunstlicht der Städte führt offenbar zu schnellerem Sex in der City
© Oanh/Image Source/Corbis
GEO Nr. 04/13 - Der Mensch und das Tier: Das Leben der "anderen"

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