Als der Zoll am Flughafen Berlin-Schönefeld im Mai 2016 die elf großen Kisten einer Frau öffnete, bewiesen die Beamten ein gutes Näschen: Sie entdeckten in der als Kaminuhren deklarierten Fracht 625 Kilogramm Elfenbein, die sich auf dem Weg in die vietnamesische Hauptstadt Hanoi befanden.
Dann übernahm die Zollfahndung die Ermittlungen. Im August 2016 durchsuchten sie ein Industriegebäude nahe Koblenz und fanden: weitere 570 Kilogramm Elfenbein und Werkzeuge, mit denen die Stoßzähne der Elefanten zu Kunstobjekten geschnitzt werden sollten.
Verantwortlich gemacht wurde dafür ein 50-jähriger Mann aus Hessen. Er soll die Frau beauftragt haben, Elfenbein für ihn zu schmuggeln und hatte die Werkstätten angemietet.
Nicht jeder Handel mit Elfenbein ist strafbar
Jetzt, vier Jahre später, ist der Mann von einem Gericht in Cottbus zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und acht Monaten verurteilt worden. Drei Monate gelten wegen der langen Verfahrensdauer bereits als vollstreckt. Das Verfahren hatte sich unter anderem deshalb so lange gezogen, weil nicht jeder Handel mit Elfenbein strafbar ist. Das hängt von Alter und Herkunftsregion des Elfenbeins ab.
Jedoch legte ein Gutachter vor dem Cottbusser Gericht dar: Mindestens 13 der insgesamt 30 Stoßzähne, die gefunden wurden, stammen aus besonders geschützten Populationen - was jeglichen Handel mit ihnen strafbar macht. Der Angeklagte sagte aus, seine Exemplare auf Flohmärkten erworben zu haben, die er verarbeiten und in seinem Heimatland Vietnam verkaufen wollte.
Tierschutzorganisationen kritisieren das Urteil. Es sei ein "ein Armutszeugnis und eine vertane Chance, über die Grenzen von Deutschland hinaus ein deutliches Zeichen gegen Wildtierkriminalität zu setzen“, sagt Barbara Maas, Leiterin der Abteilung Internationaler Artenschutz des NABU. Der Schmuggel sei kein Kavaliersdelikt, mahnt Daniela Dreyer von Pro Wildlife. „Solch lasche Strafen haben keine abschreckende Wirkung in dem äußerst lukrativen und kriminellen Geschäft mit bedrohten Arten.“
Der Artenschutz-Referent des WWF Arnulf Böhnke hingegen sieht in dem Urteil ein „positives Signal“. So werde Wilderei in Deutschland als ernst zu nehmendes, kriminelles Problem erkannt. Es gelte, darauf aufzubauen - mit mehr Fachwissen bei der Polizei und auf Umweltrecht spezialisierten Staatsanwälten.
Laut Tierschützern sterben jedes Jahr etwa 20.000 Elefanten, weil Menschen ihre Stoßzähne zu Produkten verarbeiten. Somit ist die Wilderei einer der Hauptgründe für das Massensterben der Elefanten - besonders in Afrika.