Nahe der chinesischen Stadt Yuxi in der Provinz Yunnan haben Forscher nun möglicherweise das fehlende Puzzlestück gefunden, mit dem sich der größte Stamm des Tierreichs besser verstehen lassen könnte.
Dieses Puzzlestück ist nicht sonderlich groß und mutet etwas bizarr an. Es handelt sich um Fossilien einer bisher unbekannten Garnelenart mit fünf Augen. Kylinxia Zhangi tauften die Wissenschaftler rund um Diying Huan ihre Entdeckung. Ein bezeichnender Name: Kylin oder Qilin ist ein Fabel- beziehungsweise Mischwesen aus der chinesischen Mythologie; Zhangi ist das chinesische Wort für Garnele.
Auch die fünfäugige Garnele, die vor knapp 500 Millionen Jahren in der Zeit des Kambriums durch die Weltmeere schwamm, ist als ein Mischwesen zu verstehen. Neben den charakteristischen fünf Stielaugen stachen den Paläontologen besonders die räuberischen Greifärmchen und das Kopfschild der Tiere ins Auge. Diese Merkmale lassen auf eine direkte Verwandtschaft zu jeweils anderen Arten hindeuten.
Während der Körperbau typisch für die Megacheira, eine ausgestorbene Gliederfüßerart ist, erinnern die fünf Augen an die Gattung Opabinia. Die Greifarme ähneln hingegen denen der bis zu zwei Meter langen Anomalocaris, eine ausgestorbene und räuberische garnelenähnliche Art.
Warum der Fund für die Wissenschaft so bedeutsam ist
Zwischen diesen Räubergarnelen und den Gliederfüßern, wie wir sie heute kennen, besteht aktuell noch eine große evolutionäre Lücke. Es fehlten Fossilien von Arten, die aus den großen Anomalocaris hervorgingen. Die jetzige Entdeckung von Kylinxia Zhangi könnte die Lücke schließen. Als entsprechend bedeutsam wird der Fund der insgesamt sechs Fossilien im Fachmagazin Nature gewertet.
Kylinxia Zhangi wird der Wissenschaft dabei helfen können, die enorme Artenvielfalt der Gliederfüßer besser zu verstehen. Dieser Stamm stellt knapp 80 Prozent der bekannten und noch lebenden Tierarten auf der Erde. Zu ihm zählen Insekten, Krebs- und Spinnentiere.