
Wir Menschen dürften die einzige Spezies sein, die zuweilen Mitleid mit einer Beute-Art empfindet. Selbst wenn es "nur" ein Fisch ist, der da an der Angel zappelt. Berliner Wissenschaftler wollen nun herausgefunden haben, dass wir uns dieses Mitleid zumindest beim Angeln sparen können. Fischen fehlten wesentliche sinnesphysiologische Voraussetzungen für ein bewusstes Schmerzempfinden, behaupten sie, was sich unter anderem daran zeige, dass Schmerzstiller wie Morphin, selbst in extrem hoher Dosis, bei Fischen kaum zu verändertem Verhalten führten. Vermeidungsreaktionen wie das Zappeln am Haken seien daher bislang fehlinterpretiert, quasi "vermenschlicht" wahrgenommen worden: Demnach wäre das Zappeln wohl nichts weiter als ein schmerzloser Reflex, faktisch vergleichbar mit einem Wimpernschlag.
Wie fühlt sich ein Fisch?
Mag sein. Aber wie soll ich wissen, wie sich ein Fisch fühlt, wenn ich noch nicht einmal direkt empfinde, was ein Mitmensch gerade fühlt? Denn wie die Schmerzempfindung entsteht, ist selbst bei Menschen noch lange nicht geklärt. Wieweit entspricht sie einer Schädigung am Körper - oder wird sie nur durch das Gehirn erzeugt? Immerhin können wir auch Leid empfinden, ohne dass irgendwelche Rezeptoren gereizt sind - etwa beim Phantomschmerz. Oder wir fühlen etwas, obwohl die Nervenleitungen blockiert sind - wie zum Beispiel durch manche Drogen. Noch bemerkenswerter ist, dass man sogar in unser Gehirn - mitten ins Zentrum der Schmerzempfindung - hineinstechen kann, ohne dass es wehtut.
Bedenkenlos sollte man es trotzdem gewiss nicht tun! Und wenn es sinnvoll ist, dass unser Hirn sozusagen stellvertretend für unseren Körper leidet und Alarm schlägt, hat nicht vielleicht auch das Mitleid des Menschen mit anderen Kreaturen den Sinn, die Natur vor Schaden zu bewahren? Denn moralisch, so fügen sogar die Forscher hinzu, müsse man auch weiterhin jede Form von Stress und Schäden an Fischen minimieren. Tja. Das klingt ganz nach Mitleid.
Mehr über die Studie beim Forschungsverbund Berlin e.V.: www.fv-berlin.de