Jahrzehntelang haben wir Menschen die Tiere mit unserer Musik beschallt, ausgehend von der Annahme: Was mir gefällt, mag auch mein Pudel. Generationen von Biologen nutzten bevorzugt Mozart für alle möglichen Experimente: Karpfen bekamen „Eine kleine Nachtmusik“ zu hören, Ratten die Sonate für zwei Klaviere in D-Dur, Bärenmakaken das Klavierkonzert Nr. 21 in C-Dur und Hühnerküken das Krönungskonzert für den Habsburger Kaiser Leopold II. Kaum jemand aber hatte die Fantasie, sich zu fragen: Wie würde ein Lied klingen, das Tiere mögen – eine echte Tiermusik also?
Der amerikanische Cellist David Teie komponiert Musik für Katzen, Hund und Affen - mit erstaunlichem Erfolg. Johannes Böhme hat den Musiker in Washington besucht und ein faszinierende Reportage über ihn, seine musikalischen Leckerlis und die Wissenschaft dahinter geschrieben. Den Text finden Sie in der aktuellen GEO-Ausgabe - und Beispiele für Kompositionen von Teie hören Sie hier:
Hörprobe - Musik für Katzen
Die Melodien, die Teie für Katzen komponiert bestehen aus sehr hohen, puren Tönen, die abwärts gleiten – angelehnt an das Miauen kleiner Katzen. Deren Gehirn entwickelt sich größtenteils erst nach der Geburt. Der Klang, den sie hören, während sich ihr Gehirn ausbildet, ist vor allem das Geräusch, das entsteht, wenn sie an den Zitzen ihrer Mutter saugen. Teie unterlegt diesen Rhythmus mit einem Schnurren – dem kompliziertesten Teil der Komposition.
Hörprobe - Musik für Hunde
Hunde waren der natürliche nächste Schritt nach den Katzen. Aber sie sind vielleicht auch das Schwerste, an dem sich Teie je versucht hat. Hören ist für Hunde nicht so wichtig wie für Katzen und Affen. Sie nehmen die Welt vor allem durch ihre Nasen wahr. Zudem sind Hunderassen so unterschiedlich, dass es viel schwerer ist als bei Katzen, Töne zu finden, in denen sich alle wiederfinden.
Hörprobe - Musik für Lisztaffen
Für die Lisztaffen schreibt Teie zwei Lieder: ein zärtliches, das die Affen beruhigen soll. Und ein raues, das Teie „Lisztaffen-Heavy-Metal“ nennt. Es macht sie nervös. Er spielt die Stücke in langsamer Geschwindigkeit auf dem Cello ein. Am Computer beschleunigt er die Aufnahmen und transponiert die Töne nach oben. Selbst die Melodie, die für die Affen beruhigend klingen soll, ist anschließend für unsere Ohren ziemlich unerträglich. Ein amerikanischer Journalist hat sie mit dem Geräusch abgenutzter U-Bahn-Bremsen verglichen.