Dass weite Reisen bisweilen ganz schön teuer werden können, ist kein Geheimnis. Dass dies jedoch auch für Vögel gilt, mag überraschen. Genau das mussten nun russische Forscher feststellen, die im Rahmen eines Forschungsprojekts die Zugrouten von Steppenadlern aus Sibirien beobachten.
Die Ornithologen hatten 13 Steppenadler-Weibchen mit Peilsendern ausgestattet. Diese Geräte sollten mittels SMS-Nachricht regelmäßig die Standorte der Vögel an die Forscher schicken. So ließen sich die Wanderbewegungen der Tiere genau verfolgen.
Zuerst verlief auch alles nach Plan: Die Steppenadler flogen los und zunächst bis nach Kasachstan, um dort ihre Jungen auszubrüten. Da es in dem zentralasiatischen Land kaum Netzabdeckung gibt, wurde es für mehrere Wochen erstmal ruhig. Den ganzen Sommer über erreichte keine SMS die russischen Forscher, es herrschte Funkstille.
Simsende Adler tappen in die Roamingfalle
Nach dem Ende der Brutzeit setzten sich die Vögel dann erwartungsgemäß wieder in Bewegung und durchflogen Gebiete mit ausreichender Netzabdeckung - die automatischen SMS-Nachrichten gingen bei den Forschern ein. Und zwar ganz schön viele auf einmal.
Das wäre kein Problem gewesen - vorausgesetzt alle 13 Adlerdamen hätten sich an den Plan der Wissenschaftler gehalten: Es geht zum Brüten nach Kasachstan und danach auf direktem Weg wieder zurück nach Russland.
Reise nach Pakistan und in den Iran
Doch einige Vögel hatte das Reisefieber gepackt und so flogen sie weiter in den Iran und nach Pakistan - von wo aus nun auch die über Wochen und Monate gesammelten SMS-Nachrichten versendet wurden.
Damit hatten die Wissenschaftler nicht gerechnet und schon gar nicht mit den enormen Roaminggebühren, die pro SMS aus diesen Ländern anfallen. Da sich die Ortungsgeräte aus der Ferne nicht einfach ausschalten ließen, verschlang die Telefonrechnung durch den massenhaften Nachrichtenversand in kürzester Zeit das gesamte Forschungsbudget. Die Gebühren summierten sich so schnell, dass die Ornithologen sogar einen Kredit aufnehmen mussten, um die Rechnung zahlen zu können.
Spendenaufruf im Netz
Um dem Bankrott zu entgehen und die Studie fortführen zu können, starteten die Wissenschaftler einen Spendenaufruf im Netz. Mit Erfolg: Vogelfreunde auf der ganzen Welt zeigten ein Herz für die verzweifelten Forscher und spendeten.
Bis Jahresende ist das Forschungsprojekt finanziell abgesichert - vorausgesetzt, die reisefreudigen Adlerdamen treten bald ihre Heimreise nach Russland an und entscheiden sich nicht für noch weitere, kostspielige Reiseziele. Aufhalten könnte sie schließlich niemand...
Wer sich über die Ergebnisse der Forschung, die Routen der Steppenadler sowie den weiteren Verlauf der Studie informieren möchte, kann das über die Webseite der Wissenschaftler tun.