85.000 Tonnen Milch werden jeden Tag in Deutschland gemolken – und landen als Trinkmilch, Butter, Quark, Joghurt, Käse oder Pulver im Kühlregal. Doch nicht alle Milchtrinker und Käseesser wissen, wie sie erzeugt wird. Und dass Kühe nicht "von Natur aus" Milch geben: Bevor die Kuh Milch produziert, muss sich schwanger werden. Auf dem Hof erledigt das nicht der Bulle – sondern der Besamer. Unmittelbar nach seiner Geburt wird die Mutter von ihrem Kalb getrennt – und so lange gemolken, bis ihre "Milchleistung" nachlässt. Jedes Jahr von neuem. Während die weiblichen Nachkommen ihre ausgelaugten Mütter ersetzen, werden die männlichen schon nach wenigen Monaten Mast geschlachtet.
Nicht nur Tierschützer und eine wachsende Zahl von Konsumenten, auch immer mehr Landwirte sehen das kritisch. Und betreiben auf ihren Höfen mutter- oder ammengebundene Kälberaufzucht. Das bedeutet: Die Kälber können einige Wochen lang bei ihren Müttern (oder Ersatzmüttern) bleiben und sich gesund ernähren.
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Wie eine mutter- oder ammengebundene Kälberaufzucht funktioniert, erklärt Mechthild Knösel vom Hofgut Rengoldshausen am Bodensee: "Gerade in den ersten Wochen sind Kälber sehr labil. Daher bleiben bei mir Mutter und Kalb in den ersten drei Lebenswochen die ganze Zeit zusammen", sagt die Milchbäuerin im Interview mit der Welttierschutzgesellschaft. "Das Kalb kann dann trinken, so oft und so viel es will, und sich gesund entwickeln. Nach den drei Wochen ist es dann stabil, und die Kuh wird wieder für ein paar Stunden zur Herde gelassen. Die folgenden drei Monate wird das Kalb dann zwei Mal am Tag für jeweils eine Stunde zur Mutter gelassen. Es saugt nur zehn Minuten, dann ist es satt. Danach haben Kuh und Kalb Zeit zum Schmusen und Schlecken. Und dann ist es auch wieder gut: Das Tor geht auf und die Kuh geht raus. Es gibt kein Theater."
Zwar erhalten die Milchbauern und -bäuerinnen weniger Milch von ihren Kühen. Doch die Kälber, sagt Mechthild Knösel, seien gesünder als andere, die mit Ersatzmilch aufgezogen werden. Das spare Kosten für den Tierarzt.
Um Konsumenten bei der Suche nach einem Hofladen zu helfen, der die hofeigene, alternative Milch verkauft, hat die Welttierschutzgesellschaft im Rahmen ihrer Kampagne "Kuh+Du" eine ständig aktualisierte, interaktive Deutschlandkarte erstellt. Zur Zeit verkaufen demnach 78 Höfe die kuhfreundliche Milch.