Tierschützer hatten schon vor Monaten mit Drohnenaufnahmen von über 100 Walen in engen Käfigen für Furore gesorgt. Das „Walgefängnis“ befindet sich in einer Bucht südlich der russischen Hafenstadt Wladiwostok. Die Insassen sind überwiegend Belugas, aber auch Orcas, die unter dem Deckmantel der Wissenschaft gefangen wurden und an Delfinarien in China verkauft werden sollten. Doch der millionenschwere Transfer wurde von russischen Behörden gestoppt. Und den Walen geht es schlecht. Denn für eine Überwinterung ist das „Gefängnis“ nicht ausgestattet.
Vor kurzem starben einer der zehn Orcas und drei Beluga-Kälber, die eigentlich noch gesäugt werden sollten, berichtet Thomas Henningsen von Greenpeace Russland. Das Problem sei neben dem dicker werdenden Eis und dem Bewegungsmangel – Orcas schwimmen in freier Wildbahn 100 Kilometer am Tag – auch die Ernährung: die Orcas brauchen Fleisch von Säugetieren, die Belugas Tintenfische. Gefüttert würden die Tiere aber unterschiedslos mit Fisch.
Und noch etwas macht den Tieren zu schaffen: „Orcas leben in den engsten sozialen Gefügen, die es überhaupt gibt im Tierreich“, erläutert Henningsen. „Wenn man sie daraus herausnimmt und mit anderen auf engstem Raum zusammenbringt, gibt das sozialen Stress.“
Ein Fall für die Duma

Inzwischen hat Greenpeace Russland dafür gesorgt, dass sich Protest in der Öffentlichkeit formiert. Die Medien berichten über den Fall. Und mehr als 100.000 Menschen haben schon eine Petition für die Freilassung der Meeressäuger unterzeichnet. Formell muss sich jetzt sogar das Parlament, die Duma mit dem Fall beschäftigen. Auch Wladimir Putin hat sich eingeschaltet – und den zuständigen Gouverneur angewiesen, sich zu kümmern.
Sogar die Marine habe angeboten, so Henningsen, die Tiere mit Schiffen in ihre Heimat zurückzubringen. Denn gefangen wurden die Tiere nach Greenpeace-Informationen zwischen Juli und Oktober 2018 im Ochotskischen Meer - 3000 Kilometer weiter nördlich. Doch zurzeit scheinen sich die Behörden gegenseitig zu blockieren. „Das Umweltministerium sagt, die müssen freigelassen werden“, erklärt Thomas Henningsen. „Das Fischereiministerium, das die Genehmigung ausgestellt hat, sagt, das ist alles legal, die können nach China. Das typisch russische Kuddelmuddel.“