Jahrzehntelang standen selbst Experten vor einem Rätsel – einem in jedem Sommer auftretenden Fischsterben in Süddeutschland, Österreich und der Schweiz. Jeden Sommer gehen an bestimmten Flussabschnitten Tausende Bachforellen zugrunde. Allen gemeinsam war nur eine ungewöhnlich dunkle Färbung. Mehr war nicht bekannt. Forscher tappten im Dunkeln wussten nicht einmal, ob sie nach Bakterien, Viren, Parasiten oder Giftstoffen als Auslöser suchen sollten.
Nur eine Bezeichnung der Krankheit existierte schon: Proliverative Darkening Syndrom, kurz PDS.
Nach zehn Jahren „wissenschaftlicher Detektivarbeit“ ist es jetzt einer Forschergruppe von der TU München gelungen, den Erreger zu identifizieren. Sie errichteten von Flusswasser gespeiste Aquarien am Ober- und am Mittellauf der Iller und analysierten im Jahresverlauf Gewebsproben von Fischen. Schnell erhärtete sich der Verdacht, dass es sich um eine Viruserkrankung handeln müsse.
Bislang unbekanntes Virus verursacht das Forellensterben
Weitere, computergestützte Analysen führten auf die Spur eines bislang unbekannten Virus, – das allerdings mit einem Virus verwandt ist, das auch Lachse im Nordatlantik und Pazifik befällt. Das so genannte Piscine Reo-Virus verursacht demnach den immer gleichen Krankheitsverlauf bei Bachforellen: Die Tiere wirken anfangs gesund, dann werden Veränderungen an inneren Organen erkennbar, schließlich verfärbt sich die Haut dunkel – und die Tiere sterben.
In einem nächsten Schritt wollen die Forscher nun aufklären, warum das Virus immer an denselben Stellen zuschlägt – und ob der weltweite Handel mit Fischen zur Ausbreitung beitragen könnte.