Botswana gilt unter den afrikanischen Staaten als besonders erfolgreich im Kampf gegen Wilderei. Und als sichere Zuflucht für Elefanten aus der Umgebung. Rund 130.000 der grauen Riesen leben hier: die größte Population des Kontinents.
Umso schockierender, was Tierschützer bei einem Routineflug dokumentierten: 87 tote Elefanten und fünf Spitzmaulnashörner, getötet von Wilderern innerhalb der vergangenen Wochen. Den Elefanten waren die Stoßzähne herausgeschnitten worden. "Das ist bei weitem der größte Fall von Wilderei in Afrika, den ich je gesehen und von dem ich je gehört habe", sagt Mike Chase von der NGO Elephants Without Borders der BBC.
Die Mitarbeiter der Organisation hatten die toten Elefanten bei einem Routineflug entdeckt, auf dem die Elefantenpopulation gezählt wurde. Aber nicht an den Außengrenzen des Landes, wie zu erwarten, sondern im Landesinneren, unweit des Okavangodeltas. Das 20.000 Quadratkilometer große Areal ist seit 2014 Unesco-Welterbe, Teil eines transnationalen Schutzgebietes und auch touristisch von großer Bedeutung.
Wilderer nehmen Botswana wieder ins Visier
Schon im Jahr 2015 hatten Artenschützer die Elefantenpopulation Afrikas gezählt. Das traurige Ergebnis damals: In den vorangeganenen zehn Jahren hatten Wilderer so viel Tiere getötet, dass ihre Zahl um ein Drittel geschrumpft war. Tansania hatte sogar einen Rückgang von 60 Prozent zu verzeichnen - innerhalb von nur fünf Jahren.
Für die neue Welle der Wilderei hat Chase eine einfache Erklärung: Die neue Regierung unter Präsident Mokgweetsi Masisi ließ erst im Mai dieses Jahres die erfolgreiche Anti-Wilderer-Einheit des Landes entwaffnen. Und gab damit die wichtigste Abschreckung für Wilderer auf. Über die Gründe ist nichts bekannt.
"Die Wilderer richten ihre Waffen nun auf Botswana. Wir haben die größte Elefantenpopulation der Welt, und die Jagdsaison für Wilderer ist eröffnet", sagte Mike Chase. Das schade nicht nur den Elefanten. Sondern auch dem Tourismus und dem internationalen Ruf des Landes.