Die Forscher waren in den Westghats unterwegs, einem Gebirgszug an der Westküste Indiens, als sie sonderbare Rufe hörten. Wie sich herausstellte, handelte es sich um die Balzrufe eines Frosches - den noch nie zuvor ein Wissenschaftler zu Gesicht bekommen hat. Laien würde die Amphibie wohl auch kaum als Frosch auffallen, so sehr unterscheidet sie sich von ihren nächsten Verwandten.
Der Frosch hat einen gedrungenen Körper, eine grau-purpurfarbene Haut, kleine Augen und eine schweineartige Schnauze. Sein Äußeres ist keine Laune der Natur; das Tier ist damit perfekt an seinen Lebensraum angepasst. Denn die erwachsenen Tiere verbringen die meiste Zeit ihres Lebens in Erdhöhlen, wo sie vor der Trockenheit geschützt sind. Die Flüsse, an denen die Tiere vorkommen, trocknen im Sommer monatelang aus.
Die Kaulquappen dagegen gehen einer anderen skurrilen Tätigkeit nach: Sie beißen sich mit einer Art Saugmaul an Felsen fest, die hinter kleinen Wasserfällen liegen - um dort Algen abzugrasen.
Die Forscher S. Jegath Janani, Karthikeyan Vasudevan, Elizabeth Prendini, Sushil Kumar Dutta und Ramesh K. Aggarwal vom indischen Centre for Cellular and Molecular Biology und dem American Museum of Natural History gaben der Art den wissenschaftlichen Namen Nasikabatrachus bhupathi und veröffentlichten ihre Entdeckung im Journal "Alytes". Und ehren damit ihren Kollegen Bhupathy Subramaniam, der 2014 bei einer Expedition tödlich verunglückte. Eine nah verwandte Art, Nasikabatrachus sahyadrensis, hatten Forscher erst 2003 entdeckt - ebenfalls in den Westghats, aber etwas weiter westlich. Dass es sich um verschiedene Arten handelt, konnten die Forscher anhand von genetischen Untersuchungen zeigen.
Die Entdeckung ist an sich keine Sensation; jedes Jahr werden mehr als 100 neue Froscharten in wissenschaftlichen Publikationen beschrieben. Aber die Fülle täuscht: 42 Prozent aller Froscharten sind vom Aussterben bedroht.