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Kuriose Forschung Nicht nur für Hamster

Sind Laufräder auch für andere Tiere attraktiv? Und was empfinden sie dabei? Das hat Yuri Robbers, Doktorand der Biologie an der Universität Leiden, untersucht
Kuriose Forschung: Schätzen Nager den Auslauf - oder sind sie bloß neurotisch?
Schätzen Nager den Auslauf - oder sind sie bloß neurotisch?
© WILL & DENI MCINTYRE/ Photo Researchers/ Getty Images

GEO: Herr Robbers, bei welchen Spezies haben Sie denn die Rennbegeisterung überprüft?

Robbers: Neben Mäusearten haben wir vor allem Ratten beobachtet, aber auch viele Frösche haben ein paar Hopser im Laufrad gemacht. Am längsten blieb eine Schnecke darin, fast eine Stunde - aber das zählt wohl nicht: Wir glauben nicht, dass das Tier das Rad bewusst in Bewegung gesetzt hat. Laufräder für Mäuse dagegen werden seit dem 19. Jahrhundert in Laboren eingesetzt. Untersuchungen über die Auswirkungen von Bewegung auf die Gesundheit sind ohne sie gar nicht denkbar. Dennoch hinterfragen Kritiker ihren Einsatz: Sie halten das Rennen für eine Zwangsreaktion auf das Leben im Käfig. Laufräder würden dann gar nicht messen, wie aktiv ein Tier ist - sondern nur, wie stark seine Neurose ist.

Und daher haben Sie nun Laufräder für freilebende Tiere aufgestellt?

Ja, an zwei Orten: In einer städtischen Grünanlage und in einem Naturschutzgebiet. Über zwei Jahre lang haben wir dann über Bewegungsmelder jeden Besuch eines Tieres in den Laufrädern gefilmt - mehr als 12.000 Videos mit Tausenden Tieren. Der größte Teil dieser Besucher waren Mäuse, und der Rekordhalter rannte 18 Minuten lang vor sich hin. Die meisten „freien“ Tiere verbrachten fast genauso viel Zeit im Laufrad, wie es neun Monate alte Tiere im Labor auch tun: meist rund eine Minute, manchmal auch zwei oder drei. Manche Tiere kehrten auch für eine zweite Runde ins Laufrad zurück.

Was finden speziell die Nager daran?

Vermutlich genießen sie das Rennen einfach und erleben eine intrinsische Freude an der Bewegung. Auf jeden Fall scheint das Verhalten nicht mit der Erwartung einer Belohnung verknüpft zu sein: Wenn wir Futter in die Nähe des Laufrads stellten, kamen zwar mehr Tiere - doch nur relativ wenige betraten auch das Laufrad. Wenn wir kein Futter anboten, war das Interesse an dem Laufrad viermal so hoch.

GEO Nr. 08/14 - Lob des Nichtstuns

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