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Biologie Rollentausch in Brasilien

Verkehrte Welt: Die Weibchen einer neu entdeckten Staublaus sind nicht nur dominant. Sie besitzen auch einen Penis
Biologie: Skurrile Erscheinung: der weibliche Penis
Skurrile Erscheinung: der weibliche Penis
© Current Biology, Yoshizawa et al

Verkehrte Geschlechterwelt bei brasilianischen Insekten: Die Weibchen einer kürzlich entdeckten Staublaus-Gattung namens Neotrogla zeigen nicht nur sexuell dominantes Verhalten – eine im Tierreich absolute Seltenheit. Sie haben darüber hinaus einen penisähnlichen Fortsatz, mit dem sie in das Männchen eindringen - und zwar dort, wo das männliche Tier eine Art Vagina besitzt.

Aber woher weiß man dann überhaupt, dass es sich bei dem Penisträger um ein Weibchen und dem Tier mit Vagina um ein Männchen handelt? Die Antwort: Die „Vagina“(das Phallosom) des Männchens enthält das Sperma, das das Weibchen mit seinem „Penis“ (Gynosom) aufnimmt, um damit seine Eier zu befruchten.

Dominante Weibchen

Gleichwohl legen die umgestalteten weiblichen Tiere auch beim Geschlechtsakt ein „männliches“ Verhalten an den Tag. Sie sitzen oben und fixieren den jeweiligen Sexualpartner bis zu 70 Stunden lang unter sich. Die Samenflüssigkeit nutzen die Weibchen nur zum Teil zur Fortpflanzung; der Rest wird verdaut.

Grund dafür, so das Forscherteam um Kazunori Yoshizawa und Rodrigo Ferreira, könnte der karge Lebensraum der Staubläuse sein. Die vier bekannten Spezies leben in Höhlen, in denen große Trockenheit und Nährstoffarmut herrschen. Dort ernähren sich die Insekten hauptsächlich von Kot und Kadavern von Fledermäusen - das eiweißreiche Sperma kommt ihnen als Zusatznahrung recht.

Wohl um nicht ein einzelnes Männchen völlig „auszusaugen“, gönnen sich die Weibchen sehr viele Geschlechtspartner.

GEO Nr. 08/14 - Lob des Nichtstuns

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