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Tiertransporte Ferkel Viktoria springt in die Freiheit

Kaum einem Industrieschwein gelingt auf dem Weg in die Mästereien und Schlachthöfe die Flucht. Umso spektakulärer sind die Ausnahmen - wie das Ferkel Viktoria
Ferkel Viktoria auf der A7
Das Foto einer Überwachungskamera zeigt Viktoria auf dem Weg in die Freiheit. Mit viel Glück kam sie unbeschadet durch den Verkehr
© Polizei Hamburg

Einen Riecher für den richtigen Moment muss das Ferkel Viktoria gehabt haben. Sie war mit Dutzenden Artgenossen unterwegs auf der A7 von einem dänischen Zucht- in einen niedersächsischen Mastbetrieb. Doch im Elbtunnel stockte der Verkehr. Und eine Klappe war nicht richtig verriegelt. Viktoria setzte zum beherzten Sprung auf den Asphalt an – und damit in die Freiheit.

Alarmierte Polizisten fingen das knapp drei Monate alte und 25 Kilogramm schwere Tier am Elbtunnel ein und brachten es auf die Wache, die Tierrettung des Hamburger Tierschutzvereins holte es dann in sein Tierheim.

Hier kann sich Viktoria nun von ihrem Abenteuer erholen. Sie wurde tierärztlich versorgt und spielt im Stroh, die Mitarbeiter des Tierschutzvereins päppeln sie mit Bananen und Trauben. Nur etwas einsam sei sie, sagt Pressesprecher René Olhöft, weil sie das Alleinsein nicht kenne. Die Mitarbeiter des Tierschutzvereins suchen aber zur Zeit nach einer dauerhaften Bleibe mit Artgenossen zum Spielen.

Ferkel Viktoria
Schwein gehabt: Für Viktoria suchen die Mitarbeiter des Hamburger Tierschutzvereins nun eine neue Bleibe, wo sie alt werden darf
© Hamburger Tierschutzverein

Zwar meldete der Tierhändler zunächst Besitzansprüche an, überließ Viktoria dann aber den Tierschützern. „Wir machten deutlich, dass Viktoria nun, da sie den Boden des Tierheims betreten habe, unter unserem besonderen Schutz stehe. Der Tierhändler zeigte sich daraufhin dankenswerterweise kooperativ und übereignete das Ferkel dem Hamburger Tierschutzverein“, heißt es in einer Presseerklärung.

Wie genau Viktoria von der Ladefläche des LKWs entkommen konnte, ist bisher nicht geklärt. Der Tierschutzverein bat das zuständige Veterinäramt in Niedersachsen, die Transportbedingungen des Tierhändlers zu überprüfen.

Was Viktoria erspart blieb

In Deutschland werden jedes Jahr fast 60 Millionen Schweine geschlachtet. Ein großer Teil von ihnen kommt als Ferkel per LKW aus ausländischen Zuchtbetrieben, um in Deutschland zum Schlachtgewicht gemästet zu werden. Die meisten von ihnen verbringen den Rest ihres Lebens auf wenig mehr als einem dreiviertel Quadratmeter auf so genannten Vollspaltenböden im Gestank der eigenen Exkremente. Wenn nach sechs oder sieben Monaten das Schlachtgewicht von 110 bis 125 Kilogramm erreicht ist, geht es per LKW zum Schlachthof. Hier erfolgt die Betäubung meist entweder durch Kohlendioxid oder elektrisch. Beide Methoden sind – vor allem wegen des großen Zeitdrucks, unter dem die Arbeiter stehen – nicht vollkommen sicher. Bei der Betäubung mit Strom kann es nach Auskunft der Bundesregierung bei bis zu 12,5 Prozent der Tiere zu Fehlern kommen. Im schlimmsten Fall (bis zu ein Prozent der Tiere) fahren die aufgehängten und unvollständig ausgebluteten Tiere bei vollem Bewusstsein in das 60 Grad heiße Brühbad.

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