
Orcas können die "Sprache" der Delfine lernen. Das haben Forscher um Ann Bowles vom Hubbs-SeaWorld Research Institute in San Diego in Kalifornien entdeckt. Sie hatten die akustischen Signale von insgesamt zehn in Gefangenschaft gehaltenen Schwertwalen aufgezeichnet. Drei der Tiere lebten schon seit mehreren Jahren in maritimen Freizeitparks mit Tümmler-Delfinen zusammen. Die restlichen sieben Orcas hatten nur zu ihresgleichen Kontakt.
Am Ende verglichen die Wissenschaftler die Geräusche der Orcas mit denen der Delfine. Das überraschende Ergebnis: Die Schwertwale, die untereinander geblieben waren, gaben fast ausschließlich die tiefen, pulsierenden Rufe von sich, die typisch sind für die soziale Kommunikation ihrer Art. Die anderen drei jedoch setzten weitaus häufiger Pfeif- und Klicklaute ein. Die gehören zwar auch zum Repertoire von Schwertwalen, sind aber unter Tümmler-Delfinen viel verbreiteter. Einer der Orcas hatte sogar gelernt, einen Zwitscherlaut zu reproduzieren, den ein Trainer den Delfinen beigebracht hatte – bevor sie zum ersten Mal auf die Schwertwale getroffen waren.
Jede Schwertwalgruppe hat eine eigene Sprechweise
Die Fähigkeit, Laute zu erzeugen, die nicht im genetischen Repertoire der eigenen Art angelegt sind, ist relativ selten. Weltweit beherrschen vor allem drei Vogel- und drei Säugetiergruppen ein solches "stimmliches Lernen": Neben den Menschen und Walen auch Fledermäuse, Singvögel, Kolibris und Papageien. Und von Orcas war immerhin bekannt, dass sie die Laute von Seelöwen imitieren, um diese als Beute anzulocken.
Mit dem "Delfinisch" zeigen sie nun eine weitere Variante, die offenbar ohne spezielle Not oder Fressnutzen erlernt und angewendet wird. Möglicherweise fällt den Orcas das "Fremdsprachenlernen" auch deshalb leicht, weil sie es von Natur her schon gewohnt sind, sich auf unterschiedliche "Dialekte" ihrer eigenen Spezies einzulassen: Jede Schwertwalgruppe kommuniziert in jeweils eigener Sprechweise.