
UPDATE
Der Grund für den Tod von etwa 200 000 Tieren ist nun geklärt: Das Bakerium Pasteurella multocida. Dies gab die Schutzorganisation Saiga Conservation Alliance im April 2016 bekannt. Der Erreger sei in Gewebeproben von den verendeten Tieren nachgewiesen worden.
Der eigentlich harmlose Erreger hatte sich demzufolge bösartig verändert – und eine sogenannte hämorrhagische Septikämie ausgelöst. Dabei lösen Bakterien und deren Toxine eine Infektion im ganzen Körper aus, die zu Blutungen führt. Das Tiere stirbt innerhalb weniger Stunden.
Die Seuche kommt immer wieder in Wild- und Nutztierherden vor. Aber noch nie zuvor hat es eine Population fast komplett ausgelöscht – wie bei der größten Saiga-Antilopen-Population. Über 90 Prozent der Tiere fielen ihr zum Opfer. Forscher versuchen nun herauszufinden, wie Pasteurella multocida so aggressiv werden konnte.
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Im Mai die 2015 machte eine Schreckensmeldung die Runde: Zehntausende Saiga-Antilopen seien innerhalb von nur zwei Wochen in der kasachischen Steppe verendet. Die Art gilt laut IUCN-Kriterien seit Jahren als vom Aussterben bedroht.
Auf einer Konferenz von Wissenschaftlern und UN-Vertretern in Taschkent, Usbekistan, wurde nun bekannt: Es waren deutlich mehr als die rund 150.000 Tiere, die an Ort und Stelle verscharrt worden waren. Denn viele Tierkörper blieben einfach liegen, und Kälber wurden gar nicht erst mitgezählt. Damit, so schätzen Experten, dürfte sich die Gesamtpopulation dieser Spezies halbiert haben.
Über die Ursache wird weiterhin spekuliert. Massensterben unter Saiga-Antilopen sind zwar seit den 1950er Jahren bekannt, erreichten aber nie ein Ausmaß wie in diesem Jahr.
Der Tierarzt Richard Kock von der Universität London hält es für möglich, dass ein Bakterium Namens Pasteurella für das Massensterben verantwortlich sein könnte. Es kommt natürlicherweise in der Mundschleimhaut der Saiga-Antilopen vor, könnte aber durch einen unbekannten Auslöser "böse" geworden sein, wie Kock dem Guardian berichtete. Das Bakterium hätte dann Gifte produziert, die binnen Stunden zum Tod der Tieres führten.
Sicher ist, dass es kurz vor dem Massensterben einen Temperatursturz gab. Innerhalb von 24 Stunden fielen die Werte von 30 auf minus 5 Grad Celsius. Und das zu einer Zeit, als die Tiere gerade ihr Winterfell abgeworfen hatten. Der Kältestress könnte zu einer Schwächung des Immunsystems geführt - und den Weg für eine Infektion geebnet haben.
Naturschützer warnen nun, dass die Art aussterben könnte. Um das zu verhindern, müssten nun dringend auch die Wilderei bekämpft und Verkehrsprojekte entlang der Wanderrouten der Tiere verhindert werden.
The Guardian: Half of world's rare antelope population died within weeks
Bericht von der Saiga Conservation Alliance: Countries Agree on Actions to Help Save Saiga Antelopes
Massengrab für Saiga-Antilopen: Dieser New York Times Tweet verdeutlicht das Ausmaß der Katastrophe