Lange galten die Bewohner von Salz- und Süßwasser als seelenlose Eiweißlieferanten. Billiarden Fische werden jedes Jahr gefangen. Sie werden mit Haken schwer verletzt, in Netzen zerquetscht, ersticken an Bord von Fangschiffen, werden lebendig eingefroren.
Und während Forscher immer mehr Tierarten Intelligenz, Selbsterkenntnis und Empfindungsvermögen zubilligen, vor allem Menschenaffen, Elefanten, Delfinen und Walen, schwammen die Fische bislang unter dem Radar des Tierschutzes.
Das könnte sich jetzt ändern. Denn Forscher berichten immer öfter von staunenswerten Leistungen und Gefühlen der stummen Meeresbewohner. Darauf hat kürzlich die Albert-Schweitzer-Stiftung hingewiesen.

1. Selbsterkenntnis
Forscher konnten nachweisen, dass Riesenmantas sich im Spiegel erkennen. Den Spiegeltest verwenden Verhaltensforscher, um bei Tieren Selbstbewusstsein nachzuweisen. Die Tiere zeigten schlicht keine Reaktion auf ihr Spiegelbild. Das lässt die Forscher vermuten, dass die Mantas, die von allen Fischen das größte Gehirn besitzen, verstehen, dass sie sich im Spiegel selbst sehen - und eine Interaktion überflüssig ist. Sollten die Rochen über ein Selbstbewusstsein verfügen, wären sie laut den Forscher auch zu anderen kognitiven und sozialen Leistungen in der Lage.

2. Lernen von Artgenossen
Guppies, kleine Zahnkarpfen, zeigen ihren unerfahrenen Artgenossen den Weg zu einer Futterquelle. Und Steinbarsche lernen von Artgenossen, was essbar ist und was nicht. Beobachten sie einen Artgenossen dabei, wie er ein für sie unbekanntes Tier frisst, versuchen sie es ebenfalls.
3. Werkzeuge
Der Gebrauch von Werkzeugen ist inzwischen von vielen Tierarten bekannt. Selbst Vögel tun es. Etwa die Neukaledonienkrähe, die sich aus mit Widerhaken bewehrten Palmenblättern einen Zahnstocher für die Jagd auf Maden baut. Dass auch Fische Werkzeuge nutzen, war bislang wenig bekannt. Biologen haben nun Großzahn-Lippfische dabei beobachtet, wie sie Muscheln mithilfe eines Steins zertrümmern. Aber auch südamerikanische Buntbarsche benutzen Gegenstände: Blätter, mit denen sie bei Gefahr ihr Eier in Sicherheit bringen.

4. Soziale Verhaltensweisen
Längst bekannt ist, dass Wale und Delfine Individuen ihrer Art unterscheiden können. Doch Putzerfische können sogar Individuen anderer Arten erkennen. Das bringt ihr "Beruf" mit sich. Biologen schätzen, dass die Fische sich bis zu 100 Individuen merken können. Das versetzt sie in die Lage, einen Kunden, dem sie versehentlich auch gesundes Gewebe entfernt haben, beim nächsten Mal besonders rücksichtsvoll zu behandeln.
Zudem haben Forscher beobachtet, dass Buntbarsche, die einen Zweikampf unter Artgenossen mitangesehen haben, sich merken, wer gewonnen hat. Dieses Wissen machen sie sich für eigene Kämpfe zunutze.

5. Stress und Depressionen
Schwedische Forscher haben gezeigt, dass Lachse in Zuchtfarmen auf ihre Umgebung äußerst empfindsam reagieren. Sie leiden zum Teil an einer Art Depression - ausgelöst durch überfüllte Becken, Nahrungskonkurrenz und abrupte Veränderungen von Wasser, Strömungs- und Lichtverhältnissen. Unter solchen Bedingungen geben sich manche Tiere auf - und sterben.

6. Gemeinsame Jagd
Riesenmuränen und Zackenbarsche gehen gemeinsam auf die Jagd. Der Barsch führt die Muräne zu dem Versteck eines Beutefisches. Die Muräne schlüpft hinein und kann den Fisch für sich behalten, wenn sie ihn erwischt. Wenn der Fisch ihr entkommt, wartet draußen der Barsch. Von der Strategie profitieren unter dem Strich beide Partner.