
Vier Stunden lang war Li Weidong bereits im Tian-Shan-Gebirge gewandert, als er die Entdeckung seines Lebens machte: Ein kleines Tier – halb Teddy-Bär, halb Hase – huschte aus einer Felsspalte. Li, Forscher am Xinjiang Institut für Ökologie und Geographie, taufte es nach seiner Heimatstadt: Ili-Pfeifhase.
Über 30 Jahre ist diese Begegnung her und nur wenige Sichtungen sind seitdem bekannt. Li selbst gelang ein letztes Foto des Pfeifhase in den frühen 1990ern. Bis jetzt! Im vergangenen Jahr stellte der Biologe, unterstützt von vielen Freiwilligen, Kamerafallen im Hochgebirge des Tian Shan auf. Und tatsächlich hatten sie gleich mehrfach Erfolg.
Ili-Pfeifhasen: seltener als Pandabären
Seit ihrer Entdeckung im Jahr 1983 sei der Bestand von Ili-Pfeifhasen um 70 Prozent geschrumpft, so Li. Den Grund dafür sieht der Wissenschaftler vor allem in der Klimaerwärmung. Damals hätte die Ili-Pfeifhasen auf 3200 bis 3400 Metern Höhe gelebt, erklärt Li gegenüber CNN. Mit den steigenden Temperaturen hätten sie sich inzwischen auf 4100 Meter zurückgezogen. "Sie können sonst nirgends hin."
Auch die wachsende Bevölkerung am Fuße der Berge dürfte für den Populationsrückgang verantwortlich sein. "Ich habe diese Spezies entdeckt und musste zusehen, wie sie immer bedrohter wurde", sagt Li. "Sollten diese Tiere aussterben, werde ich mich schuldig fühlen." Er schätzt, dass es nur noch weniger als tausend Tiere gibt. Damit wären die einzigartigen Säugetiere seltener als Pandabären.