Auch wenn sie bei Hobbygärtnern als nutzloses Ungeziefer gelten und mit der Giftspritze verfolgt werden: Die Natur hat Blattläuse mit einem Hygiene-Trick ausgestattet, der auch für Menschen hilfreich wäre. Seit Jahrmillionen hausen bestimmte Arten von Blattläusen zu Hunderten in Hohlräumen und Vertiefungen von Pflanzen, bohren von dort ihre Saugrüssel in das Grünzeug bis zu den Leitungsbahnen und schlürfen daraus den Pflanzensaft - und das in enormen Mengen. Denn dieser Saft ist arm an Eiweißstoffen, die sie zu ihrer Ernährung brauchen, aber reich an Kohlenhydraten, mit denen sie nichts anfangen können.
Dieser Überschuss quillt als klebriger Honigtau beständig aus dem Läuse-Hinterleib. Experten schätzen, dass 90 Prozent einer Blattlaus-Population innerhalb von fünf Tagen in ihren eigenen Exkrementen verenden würden - sofern sie diese nicht angemessen entsorgten. Das aber gelingt ihnen, wie jetzt Nathan Pike und sein Team von der englischen Universität Cambridge herausgefunden haben, tatsächlich - dank einer raffinierten Verpackungskunst: Jeder Honigtautropfen wird in eine wächserne Substanz eingewickelt, die stark hydrophob ist, also wasserabweisend.
Sobald der Kot ausgeschieden wird, berührt er hauchdünne, von spezialisierten Zellen am Blattlaushinterleib produzierte Wachssträhnen und wird damit ummantelt. Die so entstandenen trockenen Kügelchen werden dann einfach aus den Gallen gerollt. Wachsstränge, die nicht für die Verpackung der Abfälle benötigt werden, verknäueln und zersetzen sich zu feinem Pulver, das sowohl die Tierchen als auch ihre Gallen bedeckt und somit imprägniert. Aber auch der Mensch könnte sich, meinen die Wissenschaftler aus Cambridge, das Entsorgungsmaterial der Läuse zunutze machen: Chemikalien wären unter einer Schicht aus Blattlauswachs sicher verpackt. Und Nanotechniker könnten miniaturisierte Ventile mit der hydrophoben Substanz beschichten, damit sie besser arbeiten.