Zu Tausenden wandern Molche, Frösche und Kröten in jedem Frühjahr zwischen Ende Februar und April zu ihren Laichgründen. Falls keine Schutzzäune oder Tunnelsysteme sie davon abhalten, überqueren sie auch viel befahrene Landstraßen. Vor allem nachts. Kommt es zu einer Begegnung zwischen Tier und Stahlkarosse, machen viele Autofahrer in bester Absicht einen eleganten Schlenker und nehmen die im Scheinwerferlicht erstarrte Amphibie zwischen die Räder. Der empfohlenen Geschwindigkeitsbegrenzung auf bei Krötenwanderungen frequentierten Strecken schenken die Fahrer hingegen selten Beachtung.
Doch schon lange wundern sich Amphibienschützer, warum sie auf dem Asphalt nicht nur platt gefahrene Kröten finden, sondern auch nicht überfahrene, deren innere Organe aus dem Mund und anderen Körperöffnungen heraushängen. Dietrich Hummel vom Braunschweiger Institut für Strömungstechnik vermutete, dass der qualvolle Tod der Amphibien eine Folge aerodynamischer Effekte ist. Das Ergebnis einer deshalb von ihm durchgeführten Studie: Während der Fahrt entsteht vor einem gewöhnlichen PKW ein hoher Überdruck auf der Fahrbahn, der unterhalb des Wagens rasant abfällt. Diese Stoßwelle fegt über das am Boden hockende Tier hinweg, die plötzliche Druckerhöhung presst seinen Körper zusammen - und die Eingeweide werden herausgequetscht.
Da bei einem Sportwagen die Luftströmung sich nicht ganz so stark staut, überstehen die Amphibien hier möglicherweise noch den vorausgehenden Überdruck. Wohl aber entsteht unter dem tief liegenden Fahrzeugboden ein so hoher Unterdruck, dass Frösche oder Kröten platzen können. Ob die Heftigkeit der Druckwelle den Frosch-Tod verursacht oder die Plötzlichkeit, mit der sich die Belastung aufbaut, konnte die Studie nicht klären. Fest steht hingegen: Beides hängt von der Geschwindigkeit ab. Wer also die wandernden Tiere verschonen will, sollte nicht nur Slalom fahren, sondern vor allem abbremsen. Hummels Schätzungen zufolge haben die Amphibien bei Tempo 30 gute Überlebenschancen.