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Wo Frösche zwitschern

Chinesische Kaskadenfrösche trillern wie Vögel, rufen wie Affen und singen wie Wale

Eigentlich waren Albert Feng von der University of Illinois und seine Kollegen nur neugierig, welcher Vogel da nachts aus voller Kehle sang. Doch was die Wissenschaftler am nächtlichen Ufer des Tau-Hua-Flusses in China für Vogelstimmen hielten, entpuppte sich als Froschgesang - von Männchen des Chinesischen Kaskadenfrosches (Amolops tormotus).

Wer am besten singt, hat die Nase vorn

In der ufernahen Vegetation des Flusses entdeckten die Forscher zahlreiche drei bis sechs Zentimeter große Exemplare dieser Art, die sich wahre Gesangswettbewerbe lieferten. Die Männchen steigern sich beim Buhlen um die Gunst der Weibchen in Vielfalt, Komplexität und Frequenz ihrer Laute.

Unerhörte Vielfalt

Von insgesamt 21 belauschten Tieren konnten die Wissenschaftler innerhalb von zwölf Stunden keinmal zwei gleiche Rufe erkennen. Nahe dem Ultraschallbereich klingen die Laute, die mitunter auch Affenrufen gleichen, sogar ähnlich wie Walgesang. Dass Frösche über derartige gesangliche Fähigkeiten verfügen können, war bislang unbekannt. Sie und die Kröten kommunizieren normalerweise eher eintönig. Denn sie besitzen keine so genannte Syrinx, ein Töne erzeugendes Organ an der Gabelung der Luftröhre, mit dem Vögel vielfältige Gesänge erzeugen. Froschtöne entstehen vielmehr im Kehlkopf, am Ende der Luftröhre: Stimmbänder im Kehlkopf vibrieren in einfachen, harmonischen oder unharmonischen Wellen. Viel Spielraum für gesangliche Variation ist da normalerweise nicht.

Zwei Schallblasenpaare

Anders bei Amolops tormotus. In Zeitlupe abgespielte Ton- und Videoaufnahmen rufender Froschmännchen zeigen, wie der Frosch einzelne Lautsignale nahezu beliebig kombinieren und Tonfrequenzen variieren kann: mal tief und dann wieder so hoch, dass der Ton außerhalb des menschlichen Hörbereichs liegt. Das Tier besitzt gleich zwei voneinander unabhängige Schallblasenpaare, deren genaue Funktion noch erforscht werden muss.

Ganz Ohr

Auch hinsichtlich der Gehörorgane unterscheidet sich Amolops tormotus von seinen Verwandten: Die meisten Frösche haben statt eines Ohrs nur eine dünne Membran am Kopf, die als Trommelfell fungiert. Die Kaskadenfrösche verfügen dagegen über gut sichtbare Gehörgänge, an denen sich ein Trommelfell anschließt.

Alle GEOSKOPE aus dem Heft 5/03

GEO Nr. 05/03 - Mission Mars

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