Ob ein schnarrendes "Herein!" ertönt, ein freches "Dummkopf" oder ein unflätiger Ausdruck: Verblüffend klar und verständlich klingt es, wenn zahme Papageien nachplappern, was sie von ihren Besitzern gelernt haben. Doch wieso gerade diese farbenfrohen Vögel unsere Sprache so trefflich imitieren können, darüber rätseln Forscher schon lange. Denn der Stimmapparat eines Papageis ist komplett anders aufgebaut als der menschliche.
Wie die meisten Vögel besitzen Papageien ein spezielles Stimmorgan in der unteren Luftröhre. Mit dieser so genannten Syrinx erzeugen sie Töne, die - so die herrschende Meinung - den Vögeln angeblich unverändert aus dem Schnabel perlen. Dass dem nicht so ist, hat nun ein Team um den Verhaltensbiologen Gabriël Beckers an der Indiana University in Bloomington (USA) nachweisen können. Wie beim Menschen werden Töne offenbar auch bei den Papageien erst durch den Einsatz der Zunge zu Sprachlauten geformt. Zu dieser Erkenntnis gelangten die Wissenschaftler auf recht grobem Wege. Beckers hatte erfahren, dass wild lebende Mönchsittiche im Rahmen eines Ausrottungsprogramms für nichteinheimische Arten in Florida getötet werden sollten. Fünf gefangene Exemplare der Spezies Myiopsitta monachus tötete der Biologe im Dienste der Wissenschaft mit einer Überdosis Narkosemittel, schnitt ihnen die Syrinx heraus und pflanzte stattdessen einen millimeterkleinen Lautsprecher ein, der ein breitbandiges Rauschen mit einem Frequenzspektrum von 0,5 bis 11 Kilohertz produzierte.
Dann variierten die Forscher systematisch die Lage der Zunge und untersuchten, wie sich der Klang veränderte, der aus dem Schnabel drang. Tatsächlich verschoben sich die Frequenzen von zwei der insgesamt vier so genannten Formanten, den charakteristischen Teiltönen eines Lautes, und bei allen Formanten änderte sich die Amplitude der Schwingungskurve. Ihre Zungenfertigkeit erklärt zumindest teilweise, weshalb Papageien von allen Tieren die begabtesten Sprachimitatoren sind. Was sie aber zum Sprechen motiviert und ob sie damit auch eine Botschaft verbinden, darüber sind sich die Forscher uneinig. Beckers erklärt das Phänomen so: "Papageien sind sehr soziale Wesen, die ständig untereinander kommunizieren. Wenn sie mit Menschen zusammenleben, betrachten sie diese als ihre Gruppe und möchten Kontakt herstellen. Deshalb versuchen sie, so zu klingen wie ihre Besitzer."