Aufgereiht wie auf einer Perlenschnur ziehen sich die 6000 Meter hohen Berge durch die nördlichen Anden. Umgeben von sanften Hochebenen und eingebettet in schroffe Täler wächst an den Flanken bis in eine Höhe von 4000 Meter Bergregenwald. Ein knorriger, struppiger Nebelwald, der unaufhörlich riesige Wassermengen ausschwitzt und so immer wieder seinen eigenen Regen produziert.
Aber nicht nur Wasserdampf steigt aus dem Urwaldgrün, sondern auch graue Rauchsäulen winden sich gen Himmel. Zeugnisse von Brandrodungen, die dem Wald seit Jahren zusetzen. "Das Land ist knapp", sagt Teresa Shiki, Suar-Indianerin und Präsidentin der indianischen Stiftung Omaere, "das ist unser größtes Problem".
Hintergrund der Knappheit: In den fruchtbaren Ebenen lassen Großgrundbesitzer Schnittblumen, Fleisch und Früchte überwiegend für den Export produzieren. Was bleibt, sind steile Hänge, an denen die Bauern in mühsamer Handarbeit winzige Kartoffeln aus dem kargen Boden klauben und ihre mageren Kühe grasen lassen. Viele der in der Region Cotacachi und Cayambe, zwei Autostunden nördlich der Hauptstadt Quito, lebenden indianischen Kleinbauern sind bitterarm. Ihre meist nur zwei Hektar Land reichen kaum, um die Familien zu ernähren. Gleichzeitig wächst die Bevölkerung und die Menschen werden immer ärmer.
Diesen Teufelskreis will Auki Tituaña, in Cotacachi seit 1996 erster Bürgermeister indianischer Abstammung, durchbrechen. Vor drei Jahren hat er ein "County Assembly" gegründet, eine regionale Generalversammlung, in der Gemeindevertreter, Lehrer, Unternehmer, die örtliche Telefongesellschaft und Delegierte zahlreicher Umweltinitiativen zusammenkommen. Alle Betroffenen, vom einfachen Bauern bis zum Großunternehmer sollen nach dem Willen von Tituaña daran mitarbeiten, die verheerende Entwicklung zu stoppen.
Inzwischen existiert in Cotacachi ein erfolgreiches Netz aus Initiativen von der Gemeinde- bis zur Kantonsebene. Sie haben Entwicklungspläne für Gesundheitsversorgung, Umweltschutz und Landwirtschaft erstellt und unter anderem Hochland-Lamas zur Produktion wertvoller Wolle wieder eingeführt und propagieren den ökologischen Anbau von Kaffee. Die Vereinten Nationen haben die Initiative für die Verbesserung der regionalen Lebensbedingungen bereits ausgezeichnet.
Aufbauend auf diesem Erfolgsmodell startete "GEO schützt den Regenwald e.V." in dem Gebiet ein eigenes Projekt, das von Omaere betreut und von Teresa Shiki geleitet wurde. Omaere hatte sich bereits mit dem Aufbau eines ethnobotanischen Gartens in Puyo, am Amazonas, einen Namen gemacht. Dieser Garten soll indianisches Wissen um Regenwaldpflanzen bewahren und auch die Kultur von Heil- und Medizinalpflanzen aufrechterhalten, mit denen sich die indianische Identität verbindet. Außerdem betrieb Omaere Baumschulen zur Wiederaufforstung.
In Cotacachi schulte die Stiftung innerhalb des GEO-Projektes Kleinbauern in Wassermanagement, Aufforstung und ökologischer Landwirtschaft und schaffte alternative Einkommensquellen. Gleichzeitig wurde das indigene Wissen über die Fauna und Flora der Anden gesammelt und in einer Datenbank zusammengefasst. Omaere arbeitete dabei mit einem Projekt des Regenwaldvereins "Pare e.V." aus Hannover zusammen, der sich mit der ecuadorianischen Umweltinitiative Allpa Janpiriña für den Erhalt eines stark bedrohten Stückes Bergregenwald in der Region Cayambe einsetzt. Durch diese Kooperation ließen sich Schulungen und Workshops für die betroffene Bevölkerung besser und kostengünstiger planen und durchführen.
Abschluss
Das Projekt fand im April 2005 seinen Abschluss.