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Biophysik: Der Pömpel des Todes

Die Venusfliegenfalle fängt ihre Opfer mit Blättern, die sich wie ein Gummisauger verformen

Pflanzen neigen nicht zu schnellen Bewegungen; dazu fehlt ihnen ein Nerven- und ein Muskelsystem. Doch es gibt Ausnahmen: Dionaea muscipula, die fleischfressende Venusfliegenfalle, schließt ihre tödlichen Fänge innerhalb einer Hundertstelsekunde um ihr Opfer.

Diese Fähigkeit verdankt sie der so genannten "bistabilen Konfiguration", wie der Physiker Yoel Forterre der Université de Provence in Marseille und sein Team jüngst herausgefunden haben. Auf einem Video, das sie in Zeitlupe abspielten, erkannten die Forscher, dass die Schnapp-Aktion aus mehreren Teilen besteht. Zunächst befindet sich jedes Blatt der Falle in der "offenen Konfiguration" - wie das Gummiteil eines "Pömpels", der auf dem Boden steht und auf den ein gewisser Druck ausgeübt wird. In einem zweiten Schritt - Dauer etwa eine halbe Sekunde - bewegen sich die beiden Blätter für die Fliege unmerklich aufeinander zu; es vergrößert sich lang-sam ihre Spannung - so, als ob der Pömpel weiter nach unten gedrückt wird. Ganz plötzlich erreicht die Pflanze einen kritischen Punkt, und jedes der beiden vormals nach außen geklappten Blätter klappt nach innen und bildet nun eine Schale - wie wenn das Gummiteil des Pömpel plötzlich von konvex zu konkav umschlägt. Um die gefangene Fliege zu verdauen, schließt sich die Pflanze dann vollständig und verharrt lange in dieser Stellung. Erst eine neuerliche Veränderung der Blattspannung bewirkt, dass die Blätter sich öffnen für ein neues Opfer.

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GEO Nr. 08/05 - Zeitnot

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