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Naturphänomene: Das Geheimnis des Meeresleuchtens

Seit Jahrhunderten berichten Seeleute von der sporadisch auftretenden wundersamen "Milchsee" im Indischen Ozean. Nun ist sie erstmals auf Satellitenbildern entdeckt worden

Jules Verne gab vor, die Ursache genau zu kennen: Das faszinierende weiße Licht im Meer werde von Myriaden von "Infusionstierchen" erzeugt, lässt er seinen Helden in dem Roman "20000 Meilen unter dem Meer" erklären. Diese Geschöpfe seien "Leuchtwürmchen, die farblos sind, haardünn und nicht länger als ein Fünftel Millimeter. Sie bilden eine oft meilenweite gallertartige Schicht."

Doch Wissenschaftler hatten für das eigenartige Phänomen der "milchigen See", von dem viele Seemannsgeschichten künden, keine schlüssige Erklärung parat. Hatte sich doch das Schauspiel, das so aussehen soll, als glitte man mit dem Schiff über Wolken oder ein Schneefeld, bislang der wissenschaftlichen Überprüfung entzogen, weil es völlig unvorhergesehen aufzutreten schien.

Nur ein einziges Mal war ein Forschungsschiff zufällig in eine "Milchsee" geraten; Wasserproben ließen vermuten, dass das Leuchtbakterium Vibrio harveji dabei eine Rolle spielt, das dort in Kolonien bestimmter Mikroalgen gefunden wurde. Satellitenbilder eines milchigen Flecks vor der Küste Somalias von der Größe Schleswig-Holsteins haben nun wichtige Details geklärt, aufgrund derer sich in Zukunft womöglich das Auftreten des Phänomens vorhersagen lässt. Offenbar entwickelte sich das Meeresleuchten, das drei Tage anhielt, im Zusammenhang mit einer kalten, wirbelförmigen Ozeanströmung. Das ame-rikanische Team um Steven Miller vom Naval Research Laboratory in Monterey errechnete zudem aufgrund der Bilder, dass insgesamt ungefähr 40 Trilliarden (4 mal 1022) Bakterien das Meer illuminierten.

Die Forscher hoffen, dass die gezielte Suche per Satellit nach den vor Somalia beobachteten Phänomenen weiteren Aufschluss über das Seeglimmen und seine ökologischen Auswirkungen bringen wird.

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