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Pazifik: Fischbestände vor dem Aus

Die Umweltschutz-Organisation Greenpeace warnt vor den Folgen der Überfischung im Pazifik. Besonders den Tunfischbeständen in der Region droht der Kollaps. Schuld daran sind hoch gerüstete Fernflotten - auch aus der Europäischen Union

Inhaltsverzeichnis

Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass weltweit drei Viertel der kommerziell genutzten Fischbestände maximal genutzt, überfischt oder schon kollabiert sind. Nur im westlichen und zentralen Pazifik gibt es noch ausreichend Fisch. Das hat sich herumgesprochen. Jetzt droht auch den dortigen Fischbeständen, insbesondere dem Tunfisch, dasselbe Schicksal wie dem atlantischen Kabeljau: eine rücksichtslose, teilweise kriminelle Überfischung. Darauf macht Greenpeace in seinem "Pazifikreport 2006" aufmerksam - und mit einer Aktion der "Esperanza" vor Ort.

Am Beispiel Tunfisch zeigt Greenpeace, dass offenbar auch die Staaten der Europäischen Union erheblich zur ökologischen und ökonomischen Ausbeutung der Region beiträgt: Der weltweit größte Markt für Tunfischfleisch in Dosen ist die EU. 500.000 Tonnen jährlich werden von den Mitgliedsstaaten selbst gefangen oder importiert und verarbeitet. Allein in Deutschland landeten im vergangenen Jahr 84.000 Tonnen Tunfisch in den Supermarktregalen. Zwischen 35 und 40 Prozent davon wurden im westlichen und zentralen Pazifik gefischt.

Geschätzte und gefährdete Beute: ein Großaugen-Tunfisch an Bord des japanischen Fischereibootes "Keisei Maru No.53"
Geschätzte und gefährdete Beute: ein Großaugen-Tunfisch an Bord des japanischen Fischereibootes "Keisei Maru No.53"
© Greenpeace / Alex Hofford

Erschöpfende Fangmethoden

Ein Kontrolleur der Föderierten Staaten von Mikronesien checkt das Logbuch eines - legal fischenden - japanischen Fischereibootes
Ein Kontrolleur der Föderierten Staaten von Mikronesien checkt das Logbuch eines - legal fischenden - japanischen Fischereibootes
© Greenpeace / Alex Hofford

Mit 67 Schiffen, teilweise unter ausländischer Flagge fahrend, hat die EU die größte Tunfischflotte der Welt. Und damit 20 Prozent der weltweiten Fangkapazitäten. Zur Flotte der Mitgliedsstaaten gehören auch so genannte Superseiner: bis zu 100 Meter lange, hoch moderne Schiffe, die mit ringförmigen Netzen fischen. "Solche Schiffe können bis zu 60 Tonnen Fisch am Tag fangen", sagt Stefanie Werner, Meeresbiologin bei Greenpeace. "Und innerhalb von nur zwei Tagen so viel wie die einheimischen Fischer in einem ganzen Jahr." Besonders problematisch sind die Ringwadennetze, weil in ihnen auch zahllose Jungfische enden. Der bis zu 200 Kilogramm schwere Gelbflossentunfisch zum Beispiel wird erst im Alter von 20 Jahren geschlechtsreif.

Die Folge: Der Gelbflossentunfisch, einer der wichtigsten Nutzfische der Erde, macht sich rar. Schon im vergangenen Jahr stellte die "Ständige Kommission für Tunfisch und Schwertfisch" fest, dass der Gelbflossen- und Großaugentunfisch in der Region überfischt sind. Die Kommission überwacht den Zustand der Tunfischbestände im Westpazifik.

Unfaire Abkommen

In dem Kampf um die letzten reichen Fischgründe im Westpazifik mischen sich auch Fernflotten aus China, Korea, Taiwan, den USA und Japan. Denn das Geschäft lohnt sich - noch. Dafür, dass die Betreibernationen der Fernflotten die pazifischen Fischbestände ausschöpfen dürfen, zahlen sie einen Schnäppchenpreis: Die EU entschädigt die Inselstaaten, in deren 200-Seemeilen-Zone sie fischt, mit zehn bis zwölf Prozent des Weltmarktwertes - immerhin. Denn die USA und asiatische Länder zahlen mit vier bis sechs Prozent noch deutlich weniger. Doch die Inselstaaten sind auf das schnelle Geld oft angewiesen.

Besonders effizient: Ringwadennetz-Fischerei (hier ein japanisches Schiff)
Besonders effizient: Ringwadennetz-Fischerei (hier ein japanisches Schiff)
© Greenpeace / Alex Hofford

Piratenfischer geben den Fischbeständen den Rest

Am 3. September startete die "Esperanza" ihre Aktion in den Gewässern Mikronesiens
Am
3. September startete die "Esperanza" ihre Aktion in den Gewässern Mikronesiens
© Greenpeace / Alex Hofford

Zur legalen Ausbeutung der Bestände kommt noch die Piratenfischerei. Die völlig unkontrolliert und illegal operierenden Schiffe kommen auch aus Ländern, die den Fischbeständen schon mit ihren legalen Fernflotten zusetzen. Solche Schiffe bedrohen die ohnehin stark dezimierten Bestände zusätzlich, indem sie Sperrgebiete missachten oder etwa verbotene Fangmethoden einsetzen. Allein im pazifischen Raum, so schätzt Greenpeace, gehen dadurch jährlich zwischen 134 und 400 Millionen US-Dollar verloren - das 400-Fache dessen, was die Inselstaaten mit Fanglizenzen und Zugangsgenehmigungen zu ihren Fischgründen verdienen.

Die Esperanza, die zur Zeit im Westpazifik operiert, wird gegen diese illegalen Fischer vorgehen und die Behörden der Inselstaaten bei der Strafverfolgung unterstützen. Der Westpazifik ist die 7. Station auf ihrer 14-monatigen "SOS Weltmeer"-Tour.

Darüber hinaus fordert Greenpeace eine Halbierung der gesamten Fischerei in der Region, ein Ende der Piratenfischerei - und die Einrichtung von Schutzgebieten, in denen jeglicher Eingriff verboten ist.

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