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Interview Was bringen grüne Geldanlagen?

Ökologie und Nachhaltigkeit spielen für Geldanleger eine immer größere Rolle. Aber wie grün sind grüne Investments wirklich? GEO.de sprach mit dem Finanzexperten Stephan Rotthaus

Inhaltsverzeichnis

Geld anlegen und die Welt retten?

GEO.de: Laut einer Umfrage ist für 54 Prozent der privaten Anleger Nachhaltigkeit ein wichtiges Kriterium. Ist die grüne Geldanlage ein geeignetes Instrument zur Weltverbesserung?

Stephan Rotthaus: Es ist eines von vielen. Denn Unternehmen brauchen ja Geld, um investieren zu können, um die vielen Veränderungen in Richtung eines ökologischen Umbaus der Wirtschaft durchführen zu können.

Immer beliebter werden ökologische Investmentfonds. In deren Portfolios sind manchmal aber auch Konzerne vertreten, die in puncto Ökologie nicht immer glänzen ...

Ökofonds verfolgen viele unterschiedliche Konzepte. Ob er das jeweils überzeugend findet, das muss jeder Anleger selbst entscheiden. Die meisten Ökofonds haben Ausschlusskriterien, geben also an, in welche Branchen und Unternehmen nicht investiert wird, etwa Atom-, Rüstungs- oder Tabakindustrie. Viele verfolgen aber auch den Best-in-Class-Ansatz. Das kann bedeuten, dass Autohersteller wie BMW im Portfolio sind - weil sie ihre Autos mit einem besonderen Anspruch an Nachhaltigkeit und Ressourcenschonung herstellen. Der wichtigste Effekt dieses Ansatzes ist der Imagegewinn. Der fördert den Absatz - und damit auch den Wandel hin zur Ökologie.

Interview: Stephan Rotthaus ist Bankkaufmann und Wirtschaftsjournalist
Stephan Rotthaus ist Bankkaufmann und Wirtschaftsjournalist
© privat

Welche Rolle spielen dabei die Fondgesellschaften?

Den wichtigsten Einfluss üben sie über die öffentliche Meinung aus. Als "konstruktive" Aktionäre nutzen sie die öffentlichen Plattformen, zum Beispiel Hauptversammlungen, um den Firmen Hilfestellung zu geben - und um sie zu kritisieren, wenn die gewünschten Veränderungen nicht ausreichend erfolgen.

Von einer Mehrheit auf Hauptversammlungen, durch die sie dann tatsächlich direkten Einfluss ausüben könnten, zum Beispiel über die Besetzung von Aufsichtsräten - davon sind Ökofonds noch viele Jahre entfernt. Wenn nicht Jahrzehnte.

Was ist denn aus Ihrer Sicht eine besonders grüne Geldanlage?

Börsennotierte Fonds sind zwar beliebt, aber ihre Finanzierungswirkung ist eher gering. Andere Anlageformen sind da effektiver. Deutschland wäre nicht Spitzenreiter in der Windenergie, wenn nicht zu Beginn dieser Entwicklung viele Tausend oder Zehntausend Anleger Kapital zur Verfügung gestellt hätten - etwa in Form von Windkraftbeteiligungsfonds. Sie haben damit ein im Vergleich zu börsennotierten Investmentfonds hohes Risiko übernommen und auf kurzfristige Rendite verzichtet.

Wie sicher sind grüne Geldanlagen?

Das heißt, wer grün investiert, verzichtet auf Rendite?

Ja und nein. Wenn ich durch meine Geldanlage eine unmittelbare finanzielle Entlastung für bestimmte Firmen erreichen will - dann muss ich mindestens mehr Risiko tragen. Vielleicht auch auf Rendite verzichten. Wenn es mir aber nur darum geht, an nichts beteiligt zu sein, das mit meinem Gewissen nicht vereinbar ist, dann brauche ich auf Rendite nicht zu verzichten. Ökofonds hatten zeitweise gegenüber konventionellen Fonds sogar einen Renditevorteil. Das überrascht nicht, denn Ökologie ist ja nichts anderes als langfristig sinnvolles Wirtschaften.

Apropos Risiko: Wie sicher sind grüne Finanzprodukte?

Als Bankkunde sollten Sie zuerst fragen, ob die Bank im Einlagensicherungsfonds ist. Bei börsennotierten Investmentfonds ist das Risiko im Großen und Ganzen ähnlich wie bei vergleichbaren konventionellen Produkten. Da es sich um Sondervermögen handelt, ist das Geld nicht weg, wenn die Fondsgesellschaft in Konkurs geht. Allerdings hat man in diesen Fonds oft eine Konzentration auf bestimmte Branchen. Wenn ich ausschließlich in die Solarbranche investiere, habe ich ein Branchenrisiko ...

... etwa das Risiko, dass die staatliche Förderung von Solarenergie zurückgefahren wird ...

Zum Beispiel. Allerdings kann ich dieses Risiko verkleinern, indem ich mein Geld auf verschiedene Länder verteile. Weltweit, besonders in den USA, zeichnet sich eine erhebliche Nachfrage nach Solarenergie ab.

Ein anderes Beispiel: Wer in einen Windkraftbeteiligungsfonds investiert, geht immer ein gewisses unternehmerisches Risiko ein. Wenn der Wind nicht mehr so bläst wie vor zehn Jahren, dann sind die Erträge entsprechend geringer. Oder wenn die Wartungsaufwände höher sind als kalkuliert. Durch solche Faktoren kann sich der wirtschaftliche Effekt einer Beteiligung verringern - zum Teil erheblich.

Wie erkenne ich unseriöse Anbieter?

Die Grundregel ist für alle Geldanlagen gleich: Vorsichtig sein, wenn das Blaue vom Himmel versprochen wird! Wenn jemand eine marktunüblich hohe Rendite bei geringem Risiko verspricht, muss sofort das Alarmglöckchen klingeln. Denn so etwas gibt es in der Regel nicht.

Interview: Peter Carstens

Buchtipp

Stephan Rotthaus

Erfolgreich investieren in grüne Geldanlagen - ökologisch, ethisch, nachhaltig

207 Seiten Campus Verlag 2. Auflage März 2009

Interview: Was bringen grüne Geldanlagen?

Themenspecial "Grün investieren" auf den Seiten des Naturschutzbundes Deutschland e.V. (NABU)

Die Website vermittelt einen guten Überblick über nachhaltiges Investment in Fonds und Aktien

Die Homepage des Branchendienstes Ecoreporter

Broschüre "Ökologische und soziale Nachhaltigkeit als Werttreiber" (PDF) von Germanwatch

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