
Kurz vor Beginn der Klimakonferenz in Paris erhöht der Meteorologische Dienst des Vereinigten Königreichs (Met Office) den Druck auf die Verhandlungspartner: Dieses Jahr könnte das wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen werden. Die globale Durchschnittstemperatur liegt demnach ein Grad Celsius über dem vorindustriellen Mittelwert.
Damit wäre bereits die Hälfte der Erwärmung erreicht, die die Weltgemeinschaft noch tolerieren will. 2010 hatten sich die 194 Staaten in der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen auf eine Erhöhung von maximal zwei Grad Celsius gegenüber vorindustriellen Zeiten (vor 1850) geeinigt.
Met Office warnt jedoch vor Fehlschlüssen. Dass in diesem Jahr wohl die Ein-Grad-Marke geknackt werde, bedeute nicht, dass es nun jedes Jahr ein Grad wärmer sei. "Aber da die Erde sich in den kommenden Jahrzehnten weiter erwärmen wird, werden wir immer öfter erleben, dass in einem Jahr die Ein-Grad-Marke erreicht wird. Und schließlich wird es normal sein", sagte Peter Stott vom Met Office.
Verantwortlich für die Rekordtemperaturen seien ein ungewöhnlich starker El-Niño-Effekt, vor allem aber der Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre.
Aktuelle Zahlen der World Meteorological Organisation (WMO) deuten darauf hin, dass 2016 als das Jahr in die Annalen der Klimaforschung eingehen wird, in dem die CO2-Konzentration in der Atmosphäre weltweit ganzjährig 400 ppm (parts per million) erreicht. Die zunehmende Konzentration von CO2 und anderen Klimagasen wie Methan und Lachgas hat nach WMO-Angaben zwischen 1990 und 2014 zu einer Verstärkung des Treibhauseffekts von 36 Prozent geführt.
Unterdessen sind sich Experten uneins, ob das Zwei-Grad-Ziel überhaupt noch zu erreichen ist. So sagte der Klimaforscher Guy Brasseur schon 2011 im GEO.de-Interview, das sei "technisch und politisch unmöglich".
Eine Erwärmung von mehr als zwei Grad, darin sind sich die meisten Klimaforscher einig, würde unkontrollierbare, den Klimawandel verstärkende Prozesse in Gang setzen. Etwa das Auftauen der Permafrostböden in Sibirien und Nordamerika. Hier sind große Mengen des extrem klimaschädlichen Gases Methan gebunden, das mit dem Auftauen in die Atmosphäre gelangen würde.
Doch selbst eine Begrenzung auf zwei Grad birgt noch Unsicherheiten. Darauf wiesen auf früheren Klimakonferenzen diejenigen Länder hin, die schon jetzt die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommen, darunter die Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS) und einige afrikanische Länder. Sie fordern darum eine Begrenzung auf 1,5 Grad.
Met Office: Global temperatures set to reach 1 °C marker for first time