Seit Monaten vertrocknen auf den Feldern Früchte und Getreide, Viehherden verdursten, Menschen verhungern zu Tausenden. Doch eine der Ursachen für die extreme Trockenheit in den Staaten Ostafrikas liegt Tausende Kilometer entfernt, im Pazifik. Dort, vor der Westküste Südamerikas, bewirken wechselweise die Klimaphänomene El Niño ("Der Junge") und La Niña ("Das Mädchen") eine Erwärmung beziehungsweise eine Abkühlung des Oberflächenwassers - und damit tiefgreifende Veränderungen in der Atmosphäre.
Diese Veränderungen überlagern die sogenannte Innertropische Konvergenzzone, ein Wolkenband in Äquatornähe, das halbjährlich nord- und südwärts wandert und Ostafrika Regen bringt. Während in El-Niño-Jahren die Winde über Afrika nur schwach blasen und deshalb die Regenfälle heftiger ausfallen, folgen auf La Niña zumeist Trockenheit und Dürre, weil Winde die wichtigen Wolken schneller wegschieben. Viele Wissenschaftler führen das Drama in Ostafrika denn auch auf das letzte La-Niña-Ereignis zurück, das von Mitte 2010 bis Mitte 2011 die Verhältnisse im Pazifikraum bestimmte.
Diese fatale Fernbeziehung besteht offenbar bereits seit mindestens 20.000 Jahren, wie jetzt Geoforscher um Gerald Haug von der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich entdeckten. Sedimentproben aus dem Challa-See in Kenia zeigen ein Streifenmuster, dessen Lagen in windarmen, feuchten El-Niño-Jahren dünner, nach windreichen, trockenen La-Niña-Zyklen hingegen dicker ausfallen. Die abgestorbenen Algen lagern sich als Sedimentschichten ab. Das Fazit der Forscher: Je mehr sich die Erde seit der jüngsten Eiszeit erwärmte, um so extremer waren in Ostafrika die Trocken- und Regenperioden.
Die derzeitige Klimaerwärmung wird diesen Trend also sogar noch verstärken.