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Umwelt-Ikone Die "Mutter der Bäume" ist tot

Die Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai wurde verfolgt, geschlagen, festgenommen. Und erreichte doch, dass Afrikaner 40 Millionen Bäume pflanzten

Staunend steht die kleine Wangari an einem Bach bei ihrem Elternhaus und betrachtet den Laich der Frösche. Sie ist fasziniert von den Eiern, die in der Mittagssonne glänzen. Wangari beginnt zu träumen. Stellt sich vor, eine Perlenkette liege vor ihr im Wasser. Plötzlich greift sie zu und legt sich den Laich um den Hals.

An diesen Moment erinnerte sich Wangari Maathai gerne, wenn sie an ihre Kindheit in den Aberdares-Bergen 150 Kilometer nördlich von Nairobi dachte. An die ausgedehnten Wälder, in denen sie Feuerholz gesammelt und den schwarz-weißen Colobus-Affen bei ihren Turnübungen zugesehen hatte.

Große Teile der Wälder wurden inzwischen abgeholzt. Und der Bach ist versandet, weil Regen die Erde von den nackten Berghängen in die Flüsse gespült hat. Abholzung und Erosion, dagegen kämpfte Wangari Maathai. Auch in ihrem Heimatdorf Ihithe, dessen Grundschule eine Baumzucht unterhält: Der hat seine Schule an das "Green Belt Movement" angeschlossen, die Aufforstungs-Kampagne, die Maathai 1977 startete. Als Umweltschützerin, Frauenrechtlerin und Ostafrikas erste Doktorin. Erreicht hat sie das alles durch Mut, Fleiß - und Förderer. Der erste war ihr Vater. Ein armer Bauer, der spürte, dass die Schule seine Kinder aus der Armut führt. Alle sechs machten ihren Abschluss; Wangari den besten.

Mit einem Stipendium flog sie 1956 nach Atchison im US-Staat Kansas, wo sie in der Obhut katholischer Schwestern Biologie studierte. Die Atmosphäre prägte sie. "Ich habe täglich Frauen hart arbeiten sehen für höhere Ziele. Das hat mein Bewusstsein beeinflusst", sagte sie. Den Master machte sie in Pittsburg, doch dann zog es sie zurück nach Nairobi, wo sie sich an der Universität bewarb - bei dem deutschen Veterinärmediziner Reinhold Hoffmann. Er setzte ihre Anstellung und Promotion gegen alle Widerstände durch. Auf Forschungsreisen erfuhr Maathai, worum sich Kenias Frauen sorgten: den Mangel an Bau- und Brennholz - Folgen der Abholzung.

Zu dieser Zeit, 1974, war Maathai mit einem Abgeordneten verheiratet. Den Arbeitslosen seines Wahlkreises in Nairobi schlug sie vor, Bäume auf Brachen pflanzen. Ihre erste Baumschule wurde ein Misserfolg, weil die Stadtverwaltung das Wässern von Gärten verbot. Doch Maathai hielt an ihrer Idee fest: 1977 setzte sie im nationalen Frauenrat durch, Baumzucht in das Programm aufzunehmen. Es war der Anfang des Green Belt Movement, dem einmal 6000 Baumschulen in ganz Afrika angehören sollten. Und das Maathai bis aufs Blut verteidigte.

Kenias Diktator Daniel arap Moi wollte die bekannte Forscherin mundtot machen, die Frauendiskriminierungen anprangerte und protestierte, wo der Staat Wald abholzen wollte. Polizisten schlugen Maathai bewusstlos, sperrten sie ein. Doch sie machte weiter. Wurde zu "Mama Miti", zur "Mutter der Bäume", die 2002 ins Parlament gewählt wurde und sich an einer Koalition beteiligte, die die Diktatur schließlich stürzte. Auch dafür erhielt sie im Jahr 2004 den Friedensnobelpreis.

In der Nacht zu Montag erlag Wangari Maathai im Alter von 71 Jahren in einem Krankenhaus der kenianischen Hauptstadt Nairobi einem Krebsleiden.

Umwelt-Ikone: Engagierte Kämpferin für Mensch und Natur in Afrika: Wangari Maathai, hier im Dezember 2009 auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen
Engagierte Kämpferin für Mensch und Natur in Afrika: Wangari Maathai, hier im Dezember 2009 auf der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen
© OLIVIER MORIN/AFP/Getty Images

Wangari Maathai: Stationen ihres Lebens

  • Geburt am 1. April 1940 in Nyeri, Kenia
  • 1964-1971 Biologie-Studium in den USA, Promotion in Deutschland und Nairobi
  • 1976/77 Professur an der Universität Nairobi, Eintritt in den nationalen Frauenrat, Gründung des "Green Belt Movement"
  • 1984 Alternativer Nobelpreis
  • 2002 stellvertretende Umweltministerin Kenias
  • 2004 Friedensnobelpreis

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