Die Küsten von Großbritannien und Frankreich sind tückisch - aufgrund starker Strömungen. Doch wer aus der Strömung Strom machen will, der muss in diesen Gewässern ernten - denn hier liegen schätzungsweise vier Fünftel des europaweiten Gesamtpotenzials für Strömungskraftwerke von 30 Terawattstunden pro Jahr. Ein Prototyp eines solchen Kraftwerks wurde vor Jahren schon an der irischen Küste errichtet, im Nadelöhr zwischen Strangford Lough und der Irischen See. Seine Turbinen erzeugten seit 2008 insgesamt sechs Millionen Kilowattstunden Strom. Das entspricht in etwa dem Jahresbedarf von 1500 Haushalten. Doch "SeaGen" erwies sich als unzuverlässig. Teile der Maschine mussten häufig gewartet, repariert und verbessert werden.
Deshalb soll nun vor Anglesey in Wales bis 2015 ein Nachfolgemodell mit fünf Turbinen installiert werden: "SeaGen-S" mit einer Gesamtleistung von zehn Megawatt. Der Generator kann hydraulisch aus dem Wasser gehoben werden, sodass Wartungsarbeiten und Reparaturen leicht durchzuführen sind. Auch die Rotorenkonstruktion wurde verbessert. Durch die stetige Unterwasserströmung mit einer Fließgeschwindigkeit von durchschnittlich neun Kilometer pro Stunde sind die Turbinen von "SeaGen-S" ganztägig im Betrieb. Und während die normale Leistung von Windgeneratoren auf dem Meer nur 50 Prozent der Strommenge ergibt, die unter optimalen Bedingungen erreichbar wäre, erzielen Unterwasserturbinen im Schnitt fast 80 Prozent des Optimalwerts.
