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Artenvielfalt Zehn Dinge, die Sie über Insekten wissen sollten

Insekten
Atemraubende Vielfalt: Fast eine Million Insektenarten sind der Forschung bekannt
© Protasov AN / shutterstock
Hätten Sie es gewusst? Der neue Insektenatlas von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung versammelt die wichtigsten Fakten über Sechsbeiner. Wir stellen Ihnen zehn daraus vor - von verwunderlich bis alarmierend

Inhaltsverzeichnis

1. Sie sind viele. Richtig viele.

Ob prachtvolle Schmetterlinge, glänzende Käfer oder unscheinbare Springschwänze: Weltweit gibt es rund 1,8 Millionen Arten von Lebewesen beschreiben. Rund die Hälfte davon sind Insekten. Im Reich der Tiere sind sie mit 70 Prozent die artenreichste Gruppe. Forscher schätzen allerdings, dass es weit mehr unentdeckte als bekannte Arten gibt: bis zu 4,5 Millionen Spezies, die noch kein Forscher beschrieb. Viele von ihnen werden aussterben, ohne je erfasst worden zu sein.

2. Sie werden weniger.

Im Jahr 2017 sorgte der bis dahin ziemlich unbekannte Krefelder Entomologische Verein für Aufsehen: Mehr als 75 Prozent der Gesamtmasse an Fluginsekten, so das Fazit der Insektenkundler, seien aus Teilen von Deutschland verschwunden. Die Studie wurde angegriffen und bezweifelt – und bestätigt. Heute ist klar: Insekten sind weltweit auf dem Rückzug. Eine Überblicksstudie der Universität Sydney kam 2018 zu dem Schluss, dass die weltweite Population von 41 Prozent aller Insektenarten abnimmt. Ein Drittel aller Insektenarten sind heute vom Aussterben bedroht. Der wichtigste Grund für den Rückgang ist neben Umweltbelastungen wie Pestiziden (weltweit ist die Menge der eingesetzten Pestizide seit 1950 um das Fünfzigfache gestiegen) und Dünger die Veränderung des ursprünglichen Lebensraums durch den Menschen. Vor allem die intensive Landwirtschaft und die Ausbreitung von Siedlungen setzt den sechsbeinigen Krabblern zu.

3. Wer wenig Fleisch isst, schützt auch Insekten

Weltweit boomt der Fleischkonsum. Die Welternährungsorganisation FAO schätzt, dass 2018 Tonnen Fleisch produziert wurden. 1970 war es nur rund ein Drittel davon. Das hat gravierende Folgen – auch für Insekten. Beispiel Brasilien: In einem der insektenreichsten Länder der Erde werden immer mehr Wälder und Grasland in Anbauflächen für Soja verwandelt. Denn die proteinreiche Hülsenfrucht wird für die Rindermast gebraucht – auch in Europa. Der größte Soja-Produzent der Welt hat seine Anbaufläche seit 1990 verdreifacht – auf 36 Millionen Hektar im Jahr 2018. Das entspricht der Fläche Deutschlands. Als Lebensraum für Insekten sind solche riesigen Monokulturen, für die oft gentechnisch verändertes Saatgut und Pestizide wie Glyphosat eingesetzt werden: ein Totalausfall.

4. Höhere Temperaturen, mehr Ernteschädlinge

Insekten wie Bienen und Hummeln sind unverzichtbar als Bestäuber; aber manche Sechsbeiner sind auch als Ernteschädlinge gefürchtet. Experten rechnen damit, dass es im Zuge der Erderwärmung zu deutlichen Verschiebungen beim Vorkommen von Insekten geben wird. In vielen Regionen, die für die Landwirtschaft wichtig sind, werden sich Schädlinge ausbreiten, die von steigenden Temperaturen und veränderten Niederschlagsmustern profitieren. Demnach könnten hungrige Insekten bei einer Erwärmung um zwei Grad die Ernteverluste beim Reis in Süd- und Südostasien um fast 60 Prozent steigen lassen.

5. Insekten kann man mit Insekten bekämpfen

Treten Pflanzenschädlinge in Massen auf, ist Gift nicht immer die beste Wahl. Marienkäfer etwa vertilgen bis zu 40.000 Blattläuse, Florfliegen 500 in ihrem ganzen Leben. Als in den 70er- Jahren eine aus Südamerika eingeschleppte Laus die lebenswichtige Versorgung der Bevölkerung mit Maniok bedrohte, hatte der Schweizer Insektenforscher Hans Rudolf Herren eine rettende Idee: Er züchtete eine Schlupfwespe, die auf die Läuse spezialisiert war und verbreitete sie in den betroffenen Gebieten. Eine Hungersnot mit Millionen Toten konnte verhindert werden.

6. Insekten schmecken

Für viele heute unvorstellbar, könnten Insekten schon in wenigen Jahren ein normales Lebensmittel sein. Das britische Finanzunternehmen Barclays schätzt, dass in zehn Jahren der europäische und nordamerikanische insect protein market bis zu neun Milliarden US-Dollar schwer sein könnte. Schon heute gehören Käfer, Maden oder Heuschrecken für zwei Milliarden Menschen in 130 Ländern zum täglichen Brot. Fakt ist: Die Krabbler sind eine gute Quelle von Vitaminen, Mineralstoffen und Proteinen.

7. Honigbiene: Eine unter vielen

Biene ist nicht gleich Biene. Es gibt weltweit etwa 20.000 verschiedene Bienenarten. Aber nur sieben von ihnen sind für die Honigproduktion von Bedeutung. Die mit Abstand wichtigste ist die Honigbiene Apis mellifera. In der Natur leben ihre Völker in Baumhöhlen. Ihre Artverwandten, die in Bienenstöcken leben, erzeugen jedes Jahr weltweit rund 1,6 Millionen Tonnen Honig für den menschlichen Verzehr.

8. Mehr Insekten auf ökologischen Anbauflächen

Ökobauern und Umweltverbände haben es schon lange vermutet, jetzt ist es amtlich. Das Thünen-Institut hat mehr als 500 Studien ausgewertet und kommt zu dem Schluss: Auf ökologisch bewirtschafteten Flächen leben mehr Insekten als auf konventionellen. Knapp ein Viertel mehr Blütenbesucher, 30 Prozent mehr Bienen und 18 Prozent mehr Tagfalter. Kaum überraschend: Für Insekten nützliche Pflanzenarten sind zu mehr als 300 Prozent häufiger auf Bio-Äckern.

9. Resistent gegen High-Tech

Gentechnische Eingriffe in das Erbgut von Pflanzen werden auch dazu genutzt, sie Gifte ggegen Schädlinge produzieren zu lassen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der Mais MON810, der ein Gift gegen den Maiszünsler erzeugt. Doch die Versprechen der Gentechnik stehen der erstaunlichen Anpassungsfähigkeit von Insekten gegenüber. So kommen die Autoren des „Insektenatlas“ zu dem Schluss: „Die Resistenz von Insekten gegen gentechnisch veränderte Pflanzen nimmt schneller zu als die Geschwindigkeit, mit der neue Wege dagegen gefunden werden.“

10. Gehört die Zukunft der Roboterbiene?

Schon heute fehlen bestäubende Insekten in vielen landwirtschaftlich bedeutsamen Regionen. In über 20 Ländern, darunter China, Korea, Pakistan und Japan, aber auch Argentinien, Chile, Neuseeland und Italien werden schon heute Nutzpflanzen mangels Insekten aufwändig von Hand bestäubt. Gleichzeitig wird in Laboren an Roboterbienen getüftelt, die in Tunneln unter Plastikfolie von Blüte zu Blüte schwirren.

Den Insektenatlas von BUND und Heinrich-Böll-Stiftung gibt es als PDF-Download.

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