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Ungewöhnlicher Umweltschutz Schüler siedeln Millionen Austern in New York an - der Grund ist genial

Billion Oyster Project
Austerschalen sind der Schlüssel für das Billion Oyster Project: Auf ihnen setzen sich im Schülerlabor Austernlarven ab, kleben sich mit einem Haftfaden fest und wachsen zu Jungmuscheln heran
© Agata Poniatowski
Im 19. Jahrhundert war New York City bekannt für Austern, doch die Bestände kollabierten. Eine Initiative will die Muscheln nun wieder im Hafen der Metropole ansiedeln – mit ungewöhnlichen Ideen

Die Bucht des heutigen New Yorker Hafens war einmal ein Paradies für Austern: Im fruchtbaren Mischwasser aus Hudson River und Atlantik erstreckten sich Bänke von Amerikanischen Austern auf über 900 Quadratkilometern.

Im 19. Jahrhundert bekam man sie an jeder Straßenecke, mehr als die Hälfte aller Austern auf der Welt wurden damals im New Yorker Hafen geerntet. Doch ihre Popularität und das immer stärker verschmutzte Hafenwasser ließen die Austernbestände in den 1920er Jahren zugrunde gehen. Heute stammen fast alle Austern, die in den vielen „Oyster Bars“ der Stadt serviert werden, aus Zuchtbetrieben.

Ihre Schalen könnten nun jedoch helfen, die natürliche Austernpopulation wachsen zu lassen. In mehr als 70 Restaurants der Stadt landen Austernschalen nämlich nicht mehr in der Mülltonne, sondern in den Behältern des Billion Oyster Project. Der Name ist Programm: Die im Jahr 2014 an einer New Yorker Highschool gegründete, inzwischen mit 70 Schulen kooperierende Initiative will eine Milliarde Austern im Hafen von New York heimisch machen.

Austern als Ökosystemingenieure

Denn die Mollusken sind wahre „Ökosystemingenieure“: Rund um die Austernbetten steigt die Artenvielfalt. Die Weichtiere filtern bis zu 200 Liter Wasser am Tag, reduzieren den Stickstoffgehalt und verhindern so die Veralgung des Hafens. Die Austernbänke bieten Lebensräume für viele Wirbellose und Fische. Darüber hinaus verhindern sie die Erosion der Küste und schützen so die Stadt vor Überschwemmungen.

Die Austerschalen sind der Schlüssel für das Projekt: Auf ihnen setzen sich im Schülerlabor Austernlarven ab, kleben sich mit einem Haftfaden fest und wachsen zu Jungmuscheln heran. Bis zu 20 der selbst gezogenen Austernlarven passen auf eine Schale. Im Idealfall überleben jeweils ungefähr fünf Exemplare, die dann in Käfigen auf den Austernbänken des Billion Oyster Project ausgesetzt werden. Dort sollen sie sich ansiedeln und vermehren – auch auf künstlichem Haftgrund, der aus Porzellanstücken alter Toiletten besteht. Diese ungewöhnliche Idee hatte 2013 John McLaughlin, Direktor für Ökosystemdienste an New Yorks Umweltbehörde.

Als die Stadt 2013 Schul-WCs in großer Anzahl gegen moderne, umwelt freundliche Toiletten austauschte, reservierte er die Scherben für das Projekt. Das Billion Oyster Project hat inzwischen 28 Millionen Austern ausgesiedelt – dank des Einsatzes von mehr als 7000 Schülern, 1000 Freiwilligen und der New Yorker Austernrestaurants.

GEO Nr. 01/2019 - Der Rebell Gottes

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