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Buchtipps Leseempfehlungen aus der GEO-Redaktion

Energiewende verstehen, Antarktis schützen, Dinge reparieren: Drei lesenswerte Bücher, vorgestellt von Mitgliedern der GEO-Redaktion

KÄMPFEN!

In der Debatte um die Energiewende dominieren derzeit die Stimmen der Zweifler und Bremser. Sie führen eine Phalanx von Argumenten gegen den Ausbau der "Erneuerbaren" ins Feld: Von drohenden Blackouts ist die Rede, von Kosten-Tsunamis und Deindustrialisierung, vom Marsch in die Planwirtschaft und sozialer Verelendung durch steigende Stromkosten. So nachdrücklich sind die Warnungen, so unermüdlich werden sie wiederholt, dass manch unbefangener Medienkonsument schon ins Grübeln gerät: Sollten wir zur Sicherheit lieber doch ein paar neue Kohlekraftwerke bauen, damit in 20 Jahren bei Dunkelheit und Flaute nicht die Lichter ausgehen?

Claudia Kemfert, Energieexpertin am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), ist eine der profiliertesten Befürworterinnen einer konsequenten Energiewende, und ihr drittes Buch heißt nicht umsonst "Kampf um Strom": Kemfert setzt sich nicht nur mit den Argumenten ihrer Gegner auseinander - und zerpflückt sie mit harten Fakten und in klarer, für Laien verständlicher Sprache. Sie benennt diese Gegner auch: Es sind die großen Stromkonzerne, die um ihr traditionelles Geschäftsmodell fürchten - und zu dessen Erhalt einen gezielten Propagandafeldzug in Medien und Politik führen. Ein nützliches Buch für alle, die im Streit um die Zukunft unserer Energie nicht nur ratlos am Rand stehen, sondern auch mitreden wollen.

Claudia Kemfert, "Kampf um Strom - Mythen, Macht und Monopole", Murmann Verlag, 140 Seiten, 16,90 Euro

Buchtipps: Leseempfehlungen aus der GEO-Redaktion

DER LETZTE OZEAN

Zwischen Packeisschollen schimmert die Silhouette eines Zwergwals. Am Meeresboden suchen Seesterne unter bizarren Gewölben aus Eiskristallen nach Beute ... Mit Bildern von epischer Kraft porträtiert der Fotograf John Weller in seinem Buch "The Last Ocean" die Welt des Rossmeers: Dieses Seegebiet am Rand der Antarktis zählt zu den entlegensten Lebensräumen der Erde - und zu den wildesten. Tierarten, die in anderen Ozeanen selten geworden sind, finden hier Zuflucht.

Am Ufer des Rossmeers habe ich einmal während einer Recherchereise Geburtstag gefeiert, mit 4000 stinkenden, keifenden Gästen, den Bewohnern der südlichsten Pinguinkolonie des Planeten. Ihre Heimat schien mir damals dem Zugriff des Menschen verschlossen zu sein. Inzwischen dringen Fischtrawler auch in den "Letzten Ozean" vor. Wissenschaftler befürchten gravierende Folgen für das Lebensnetz. Wellers Buch und der gleichnamige Dokumentarfilm, der bei der "International Ocean Film Tour" 2014 in Deutschland zu sehen ist, sind Hymnen über das Ende der Welt. Ergreifend.

John Weller, "The Last Ocean", Rizzoli Verlag, 224 Seiten, 27,95 Euro

Buchtipps: Leseempfehlungen aus der GEO-Redaktion

KAPUTT? GIBT’S NICHT!

Wenn der Generaldirektor des größten Technikmuseums der Welt ein Buch schreibt, in dem es um Repair-Cafés, das Lob von Kleingärten und die Tauschring-Bewegung geht, will er ein Zeichen setzen. Wolfgang Heckl, Physiker und Leiter des Deutschen Museums in München, weiß, dass Wachstumskritik (noch) "uncool" ist. Doch er reiht sich mit Enthusiasmus ein in die alte neue Bewegung, der Selbermachen und Reparieren ein "Hochgefühl der Autonomie" beschert.

Der Autor outet sich beim Strümpfestopfen, Kleben, Schrauben, Löten. Man begleitet ihn zu Verkäufern, die ihm empfehlen, lieber den alten WC-Wasserkasten aus der Wand zu reißen und das Bad neu zu kacheln, statt nach einem nicht vorrätigen Ersatzteil zu fahnden. Daneben Grundsätzliches: Exkurse darüber, wie Reparatur und Recycling in der Welt der Natur funktionieren. Und Gedanken über Glück und Konsum. Beim Blick in die Kaufhäuser von 2014 klingt Heckls Vision naiv, dass im Jahr 2040 "Nachhaltigkeit für die Industrie im Mittelpunkt steht" und "kein unnötiger Bedarf mehr geweckt wird". Aber sein Buch zeigt, dass die Reparaturkultur Komplizen in den besten Kreisen hat.

Wolfgang M. Heckl: "Die Kultur der Reparatur", Hanser, 208 Seiten, 17,90 Euro

Buchtipps: Leseempfehlungen aus der GEO-Redaktion
GEO Nr. 04/14 - Die Macht der Masse

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