Wenn dieses Heft erscheint, ist in Potsdam gerade eine große Umweltkonferenz zu Ende gegangen. Thema war einmal mehr das Klima. Genauer: „Climate Engineering“, also die Frage, ob und wie man das Klima mit Ingenieurstricks daran hindern kann, allzu heiß und menschenfeindlich zu werden. Soll man den Ozean mit Eisen düngen, damit Algen schneller wachsen und (hoffentlich viel) CO2 binden? Oder Schwefelpartikel im Himmel versprühen, um die Erde wie bei einem Vulkanausbruch zu verschatten?
Der Veranstalter, das „Institute for Advanced Sustainability Studies“ (IASS), hat einen untadeligen Ruf. Direktor ist Klaus Töpfer, einst deutscher Umweltminister, später Leiter des Umweltprogramms der Vereinten Nationen. Kann etwas verkehrt daran sein, dass mehr als 300 Teilnehmer über rechtliche, technische und moralische Details solcher Visionen debattieren?
Auf dem Programm stand auch eine Veranstaltung im Berliner Naturkundemuseum, wo Fossilien wie das weltweit größte Dinosaurierskelett zu bestaunen sind. Zum Thema sehr viel besser gepasst hätte ein Ausflug zu Fossilien der Moderne: den Baggern, die gut 100 Kilometer von Potsdam entfernt Braunkohle aus der Erde wühlen – jenen Brennstoff, der in hohem Maß zu jenen Klimaschäden beiträgt, die Forscher in Zukunft reparieren sollen. Elf Wochen vor der IASS-Tagung hatte Brandenburgs rot-rote Regierung gegen jede ökologische Vernunft beschlossen, den Tagebau noch auszudehnen. Im Bereich Welzow-Süd II sollen bis ins Jahr 2042 (!) weitere rund 200 Millionen Tonnen Braunkohle gefördert werden. Eine Kohlepolitik, die man eher China zutraut.
Das Land Brandenburg hat die IASS-Konferenz mitfinanziert. Politiker müssen offenbar keine Angst haben, dass Wissenschaftler sich ungefragt in die Tagespolitik einmischen und mit ihrem gesammelten Wissen gegen Umweltverbrechen von morgen aufbegehren. Schade eigentlich!