
Tudou, "Erdbohne", heißt die Kartoffel auf Chinesisch, sie kam vor 400 Jahren am Ende der Ming-Dynastie ins Land, und zu Beliebtheit brachte sie es seitdem nicht. Sie gilt als Notnahrung in Hungerzeiten. Die Volksrepublik ist zwar der größte Kartoffelproduzent der Welt, der Pro-Kopf-Verbrauch ist trotzdem gering. Jetzt will die Regierung dem verkannten Gemüse zu neuen kulinarischen Weihen verhelfen: Die Kartoffel soll Chinas neues Lieblingslebensmittel werden. Denn die Regierung sorgt sich um die Nahrungsmittelversorgung. Binnen 20 Jahren muss China die jährliche Lebensmittelproduktion um 100 Millionen Tonnen erhöhen, um seine wachsende Bevölkerung zu versorgen, die Hälfte dieser Menge sollen Kartoffeln liefern. Schon jetzt sind Ackerland und Wasser knapp: China muss ein Fünftel der Weltbevölkerung ernähren, verfügt aber nur über zehn Prozent der weltweiten Ackerflächen und sieben Prozent der globalen Süßwasservorräte.
Regierungsauftrag: Produkte auf Kartoffelbasis
Vor allem für den trockenen Norden und Westen des Landes ist die Kartoffel die ideale Nutzpflanze: Sie braucht nicht nur weniger Wasser als Reis und Weizen, sie liefert auf der gleichen Anbaufläche auch größere Erträge. Auf zehn Millionen Hektar, doppelt so viel wie bisher, will das Landwirtschaftsministerium künftig Kartoffeln anbauen lassen. Bleibt die Aufgabe, die Erdbohne auf den Teller zu bringen. Experten entwickeln im Regierungsauftrag Produkte auf Kartoffelbasis, wie yuxiang, mit Fischaroma gewürzte Kartoffeln, staatliche Medien präsentieren Rezeptvorschläge, der Fernsehsender CCTV widmete der Sättigungsbeilage eine dreiteilige Serie. Feng Xiaoyan, Kartoffelbäuerin und Unternehmerin aus der Provinz Shaanxi, wirbt für die Vorzüge des Knollengewächses mit eigens geschriebenen Volksliedern, die neben der Schönheit blühender Kartoffelfelder auch die Vielfalt der Zubereitungsmöglichkeiten besingen: der Soundtrack zum Speiseplan.