Es ist laut geworden im Meer. Nicht nur akustische Systeme der Militärs, die bis zu 230 Dezibel (dB) erreichen, nicht nur so genannte air-guns, mit deren Hilfe Forscher neue Erdgas- und Erdölvorkommen aufspüren, sondern auch industrielle Aktivitäten wie auf Ölplattformen und der Schiffsverkehr treiben den Lärmpegel in die Höhe. Doch inwieweit der durch den Menschen verursachte Lärm Orientierung, Kommunikation und das Gehör der marinen Tierwelt beeinträchtigt, darüber ist die Fachwelt uneins. In jedem Fall sind neben der Lautstärke die Charakteristika der Schallquelle von zentraler Bedeutung: die Frequenz des Signals, dessen Dauer und die Form der Schallwelle.
Wie laut beispielsweise eine Walart einen Schall tatsächlich empfindet, hängt aber auch ab von dem Frequenzbereich, den sie individuell zu hören vermag, sowie von ihrer jeweiligen Hörschwelle - der Mindestlautstärke, die sie eben noch wahrnimmt - so Darlene Ketten von der Harvard Medical School und Woods Hole Oceanographic Institution, die sich auf das Gehör von Meeressäugern spezialisiert hat. So können beispielsweise Bartenwale gut bei zehn bis 20 Hertz hören, doch nur schlecht in höheren Frequenzbereichen, während etwa Delfine Frequenzen über 20 Kilohertz wahrnehmen. Im übrigen produzierten einige Arten, etwa Buckel- und Blauwale, selber extrem laute Töne bis zu 190 dB. Und deshalb sei schwer zu sagen, ob und in welchem Maße Wale unter dem Lärm im Meer litten.
In einem Fall aber, so die Wissenschaftlerin, sei ein klarer Zusammenhang zwischen "akustischer Verschmutzung" und dem Stranden von 16 Cuvier- und Blainville-Walen nachzuweisen gewesen: Im März 2000 hatte die US-Marine vor der Küste der Bahamas Sonartests durchgeführt und dabei sehr laute Schallwellen im mittleren Frequenzbereich (drei bis sieben Kilohertz) ausgesandt. Ketten fand im Gehirn und Innenohr der Meeressäuger charakteristische Blutungen, durch die der Orientierungssinn geschädigt worden sei.