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Geowissenschaften: Das heiße Herz der Eifelvulkane

Forscher haben die Zone entdeckt, von der vor 600 000 Jahren heftige Ausbrüche der Eifelvulkane ausgingen. Sie ist heute noch aktiv

Die Eifel ist nach Ansicht von Experten eine vulkanologische Besonderheit. Üblicherweise liegen die Feuerberge an den Rändern von Erdplatten. Nicht so in der Eifel: Dort haben sich die Vulkankrater mehr als tausend Kilometer entfernt von der nächsten Plattengrenze im Mittelmeer gebildet. Entsprechend schwierig war es, die Quelle des Vulkanismus zu ermitteln, der in grauer Vorzeit das Land der Eifel gestaltet hat.

Nun ist es Geophysikern eines seit 1997 laufenden internationalen Projekts gelungen, das Geheimnis zu lüften: "Ungefähr 70 bis 400 Kilometer unter der Erdoberfläche erstreckt sich eine heiße, schlauchförmige Zone, die vom Vulkanfeld in der Osteifel bei Koblenz in Richtung Trier reicht", sagt Joachim Ritter von der Universität Karlsruhe. In dieser Zone herrschen Temperaturen zwischen 1000 und 1400 Grad Celsius - 150 Grad mehr als in der unmittelbaren Umgebung des bis zu 150 Kilometer breiten Gebietes.

Um den Herd des Vulkanismus' aufzuspüren, bauten die Forscher rund um die Eifel das dichteste Messnetz für Erdbeben auf, das jemals in Europa installiert wurde. Neben den 84 bereits vorhandenen festen Erdbebenwarten registrierten zusätzlich 158 mobile Erdbebenstationen rund um die Uhr Fernbeben aus der ganzen Welt, lokale Erschütterungen und selbst Steinbruchsprengungen.

Weil sich die Erdbebenwellen in heißen Gesteinen langsamer ausbreiten als in kalten, mussten - so der Ansatz der Forscher - dort, wo zwischen Bebenherd und einem Messgerät eine heiße Zone lag, die Signale verzögert eintreffen. Nach umfangreicher "Feldarbeit" und drei Jahren der Datenauswertung konnten die Experten so jenen heißen Schlauch lokalisieren, in dem hocherhitztes Gestein aus mindestens 400 Kilometer Tiefe emporkocht.

Da der Mechanismus dem Hochwirbeln einer Vogelfeder in der Luft gleicht, haben Vulkanologen solchen Zonen den Namen "Plume" gegeben - nach dem französischen Wort für Feder. Die Gesteinsschmelze des "Eifel-Plumes" durchschneidet wie ein Schweißbrenner an der heißesten Stelle die Erdkruste.

Radiometrische Datierung von Basalten lässt die Wissenschaftler vermuten, dass die ältesten Feuerberge der Eifel vor 600000 Jahren zu grollen begannen. Seither stiegen aus dem "Eifel-Plume" immer wieder brodelnde Gesteinsschmelzen bis an die Erdoberfläche empor und bildeten bis vor etwa 11000 Jahren in teils gewaltigen Ausbrüchen rund 300 neue Vulkane.

Und obwohl eine neue große Eruption unwahrscheinlich ist: Das vulkanische Herz unter der Eifel ist noch stark.

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