Umsiedelungen sind nie ein Problem für Josef Stalin gewesen - auch nicht im Tierreich. Um eine neue Nahrungsquelle für die Bevölkerung von Murmansk zu schaffen, ordnete er an, Kamtschatka-Krabben vom Nordpazifik ins Weiße Meer zu verfrachten. Sowjetische Wissenschaftler vollendeten den Plan in den 1960er Jahren.
Daraus ist nun ein Problem entstanden, auch außerhalb der ehemaligen UdSSR. Jüngst verlangte die norwegische Sektion des WWF (World Wide Fund For Nature) von der norwegischen Regierung massive Maßnahmen gegen die jetzt in norwegische Gewässer überbordende Invasion der sich außergewöhnlich stark vermehrenden Tiere.
Grund der Aufregung: Die bis anderthalb Meter großen und zehn Kilo schweren Krustentiere, die auch als Rote Königskrabben bekannt sind, entwickeln einen enormen Appetit für die Eier der Lodde, eines kleinen Fischs, der wiederum die Nahrungsquelle für den heimischen Kabeljau ist.
Die Folgen, so argumentiert der WWF, könnten verheerend sein für den norwegischen Fischfang. Und keinesfalls lasse sich der Schaden durch den Zuwachs einer neuen Einnahmequelle ausgleichen - auch wenn das Kilo Krebs auf dem Markt 80 bis 90 Euro bringt.
Deshalb hatten heimische Fischer den Zuwanderer zunächst begrüßt. Und die norwegische Regierung fühlt sich noch zu keiner Eilaktion genötigt und verbietet sogar den Fang von Muttertieren. Sie verstößt damit aber nach Ansicht des WWF gegen die Konvention zur biologischen Vielfalt von 1992. In der verpflichten sich die Unterzeichner, zu denen auch Norwegen gehört, "zur Kontrolle und Ausrottung eingewanderter Arten, die einheimische Ökosysteme, Habitate und Spezies bedrohen".