Immer wenn die Biologen ihre Ausrüstung einpackten und das Gebiet verließen, stimmten die drosselgroßen Vögel einen monotonen, dafür aber auffallend lauten Gesang an, der von ihren üblichen Kompositionen abwich. Während die Duette der Boubou- oder Flötenwürger genannten Tiere (Laniarius aethiopicus) gewöhnlich mit Krächzen und raspelnden Lauten ausgeschmückt sind, bestand dieses Wechselflöten aus der penetranten Wiederholung zweier Töne: einem hohen des Männchens im schnellen Wechsel mit dem etwas tieferen des Weibchens.
Eine Triumphhymne sei es gewesen, davon ist Ulmar Grafe von der Universität Würzburg heute überzeugt. Um ihre Hypothese zu überprüfen, machten die Forscher im westafrikanischen Comoé-Nationalpark (Elfenbeinküste) 18 Reviere ausfindig und mimten an deren Grenzen einen Eindringling - durch Abspielen der Lieder fremder Vögel. Die meisten Boubouwürger blieben standhaft - 16 der 18 Pärchen ließen sich nicht durch die vermeintliche Konkurrenz verjagen. Und innerhalb von 30 Minuten nach Abstellen des Tonbandes stimmten elf Gewinnerpaare jene länger als eine Minute anhaltende Siegeshymne an. Die beiden Verliererpärchen hingegen ließen keinen Pieps hören.
Grafe vermutet, dass es für die Vögel aus Prestigegründen wichtig ist, den Sieg lauthals kundzutun, denn die gesamte geflügelte Nachbarschaft verfolgt die Konflikte aufmerksam mit dem Ohr. Das düpiert die Schwächeren und beugt künftigen Auseinandersetzungen vor. Damit jeder Vogel im Revier die Botschaft mitbekommt, setzen sich die Bouboupärchen dicht nebeneinander auf hohe "Sangespodeste" in Bäumen. Am lautesten ist das Männchen: Sein Ruf ist über zwei Reviere hinweg deutlich zu hören.