
Die Schwerkraft des Erdtrabanten regiert offenbar nicht nur den Rhythmus der Gezeiten. Auch Pflanzenblätter scheinen dem Mondzyklus zu gehorchen. Für diese Erkenntnis hat der Biologe Peter Barlow von der Universität Bristol Daten über Bewegungen von Bohnen und anderen Gewächsen durchforstet, die seit 1920 im Vereinigten Königreich gesammelt worden sind. In der Regel richten sich die Pflanzen nach dem Licht der Sonne; aber Barlow fand heraus, dass es regelmäßige Bewegungsrhythmen auch im Dunkeln gibt – und zwar abhängig vom Verlauf der Mondbahn. „Sobald die Gezeiten sich ändern, ändert sich auch die Stellung der Blätter an den Bäumen“, sagt Barlow.
Vermutlich, so meint der Forscher, zieht die Schwerkraft des Mondes das Wasser verstärkt durch den sogenannten Pulvinus, die Stelle, an der das Blatt mit dem Zweig der Pflanze verbunden ist. Zwar ist die Korrelation zwischen Mondphase und Pflanzen- beziehungsweise Blattausrichtung nur relativ schwach, wie Barlow zugibt. Unterstützung findet seine Theorie aber durch Erkenntnisse der schwedischen Biologin Catarina Rydin von der Universität Stockholm. Denn diese Forscherin hat sogar eine Pflanze entdeckt, die ihre Pollen nur bei Vollmond abgibt.