Herr Adolph, wann waren Sie das letzte Mal im Wald?
Vor zwei Tagen. Ich wohne in einem kleinen Ort südlich von München und da beginnt der Wald 300 Meter hinter der Haustür.
Und: Sind Sie mit einem anderen Blick durchgegangen als vor dem Film?
Auf jeden Fall! Mir ist seitdem nämlich klar, dass das gar kein Wald ist, sondern eine Plantage, eine Waldkulisse. Ich sehe überall die bunten Markierungen - die Baum-Graffitis - welche die nächsten Fällungen anzeigen und auch die vielen Waldschäden durch Forstwirtschaft. Trotzdem ist es dort bei bestimmten Lichtstimmungen natürlich sehr schön und einige Aufnahmen im Film stammen auch aus diesem Forst.
Forstbetriebe kritisieren die Vermenschlichung der Natur - etwa, wenn es im Film um die Mutter-Kind-Beziehung zwischen Bäumen geht? Was entgegnen Sie der Kritik?
Da gibt Peter Wohlleben im Film gleich selbst die Antwort drauf: „Wie soll man es denn sonst ausdrücken? Ich spreche ja kein Baumisch.“ Er verwendet Analogien, die es vielen Menschen möglich machen, sich zu Bäumen in ein neues Verhältnis zu setzen. Man könnte es natürlich auch streng wissenschafltich ausdrücken, und benennen welche Stoffe da genau ausgetauscht werden. Aber die Metaphern machen die Bäume greifbarer und die Sprache ist sicher ein Schlüssel zum großen Erfolg der Bücher von Peter Wohlleben.

Das Buch "Das geheime Leben der Bäume" haben Hunderttausende Deutsche gelesen. Was erzählt der Film, das über das Buch hinausgeht?
Wir erleben Peter Wohlleben bei seiner Arbeit, unternehmen große Reisen mit ihm, sehen wie er etwas Neues lernt und das dann wieder zu neuem Text wird. Und im Film spürt man viel deutlicher die politische Dimension seiner Arbeit, denn er ist als Aktivist unterwegs und mischt sich entschieden ein. Der engagierte Mensch hinter dem Buch wird sichtbar.
Die Naturaufnahmen stammen aus der Hand des renommierten Naturfilmers Jan Haft. Was war Ihnen bei der Bildsprache besonders wichtig?
Jan Haft macht seit Jahren große, aufwändige Naturfilme und hat dabei eine besondere Bildsprache entwickelt. Ein Vorbild für uns war sein Film „Das grüne Wunder“. Wir suchten für die Kapitel aus „Das geheime Leben der Bäume“ solche fantastischen Waldbilder, die wir dann mit einer besonderen Musik, einen eigenen Schnittrhythmus und dem Lesetext von Peter Wohlleben kombinieren.
Wir haben mit Jan Haft die Buch-Texte inhaltlich genau besprochen, gemeinsam nach Bild-Lösungen und Konzepteinstellungen gesucht und er ist dann losgezogen und hat diese sagenhaften Zeitraffer-Einstellungen gemacht oder diese wunderbar ruhigen Fahrten durch den Wald. Ich denke, die Abwechslung der Bildsorten, der Wechsel zwischen Natur- und Dokumentarfilm macht bei uns den Reiz aus. Die Genres verstärken sich so gegenseitig und ergeben ein interessantes Ganzes.
Anmerkung der Redaktion: GEO bringt gemeinsam mit Peter Wohlleben das Naturmagazin "Wohllebens Welt" heraus.