Wir haben gefühlt, gewogen, gegen das Licht gehalten, Abrieb getestet und schlussendlich gedruckt: Im Januar haben wir mehrere Tests durchgeführt, mit vier verschiedenen Papiersorten. Denn kurz nach unserer Verkündung, klimaneutral werden zu wollen, war klar: Unser Papier ist der größte Hebel, den wir selbst betätigen können, um unsere Emissionen zu reduzieren. Die Wahl fiel schließlich auf Leipa Sky – ein Recyclingpapier aus Schwedt an der Oder. Jack Seifert, Leiter des Papiereinkaufs von Gruner + Jahr, erklärt, warum der Papierwechsel für GEO ein großer Schritt ist.
Wie beeinflusst das Papier den Charakter eines Magazins?
Sobald du eine Zeitschrift in die Hand nimmst, arbeiten die Sinne zusammen. Deine Augen nehmen die Papierfärbung war: Ist es weiß, ist es lesefreundlich? Dann sind deine Daumen schon auf dem Papier: Du fühlst den Umschlag, ist er glatt oder stumpf? Ist das Papier samtig? Staubig? Ist es ein hartes Papier, ist es laut beim Umblättern oder voluminös und ruhig? All diese subjektiven Eindrücke fließen in den Charakter eines Magazins mit ein.
Warum haben wir nicht schon früher das Papier gewechselt?
Das Papier, das wir jetzt einsetzen, ist eine neue Sorte, die es noch nicht lange gibt. Sie hat mehr Volumen, ist deshalb auch haptisch ansprechender. Wir haben in Deutschland nur zwei relevante Produzenten von Recyclingpapier, das sich für Magazine wie GEO eignet. Es gibt nun also eine neue Papiersorte – und die beiden Chefredakteure Jens Schröder und Markus Wolff sind bereit, etwas Neues auszuprobieren. Wir kommen bei GEO aus einer Tradition, in der hoher Glanz, hohe Weiße Qualitätsmerkmale waren. Jetzt aber verändert sich die Wahrnehmung und der Geschmack: Matte Oberflächen sind inzwischen interessanter, stehen für hochwertige Natürlichkeit. Selbst Verpackungen werden ja inzwischen mattiert, weil es edler ist.
Wie wird das Papier hergestellt?
Das bedruckte weiße Altpapier wird in einem großen Tank aufgelöst, hinzu kommt ein Tensid, also ein Waschmittel, dann wird von unten Luft reingeblasen. Die Farbpartikel, die sich von den Fasern ablösen, legen sich um die Luftbläschen, schwimmen auf, und oben an der Oberfläche wird schmutziger Schaum abgeschöpft. Unten bleiben dann die weißen Fasern übrig. Die gehen auf die Papiermaschine, werden gepresst, getrocknet und bilden dann das Papier. Die Trocknung verbraucht allerdings viel Energie.
Und warum ist es dann trotzdem nachhaltiger?
Diese Herstellung ist energieärmer als die von Frischfaserpapier, denn der Aufschluss von Holzfasern ist sehr energieintensiv. Wenn das einmal geschehen ist, dann nutzen die Recyclingpapierhersteller einen Rohstoff, der bereits einmal aufbereitet wurde – das ist übrigens einer der Diskussionspunkte innerhalb der Papierindustrie, ob die Emissionen nicht auch beim Recyclingpapier zugerechnet werden müssten. Aber zusätzlich haben wir mit Leipa vereinbart, dass sie anteilig für die Produktion unseres Papiers Ökostrom einkaufen – so sparen wir insgesamt 54 Prozent unserer CO2-Emissionen gegenüber dem Vorgängerpapier.
Stellt nun der ganze Verlag um?
Wir haben jetzt zu all unseren Papiersorten valide CO2-Daten, die fließen in alle Entscheidungen über die weiteren Hefte im Verlag mit ein.
Was denken Sie über das neue Papier? Sagen Sie uns gerne, was Sie denken: Schreiben Sie uns unter briefe@geo.de oder nehmen Sie unter diesem Link an unserer Umfrage zum Papier teil: www.geo.de/papier-umfrage.